Neues Museum für Katar
27. März 2019Unter der heißen Sonne Katars erblühen steingewordene Wüstenrosen. Ein Werbefilm führt den Betrachter durch das Modell des neuen Natonalmuseums in Doha, das am Mittwoch eröffnet wurde. Mit seinen geschwungenen Formen, seinen orientalischen Reminiszenzen und seiner futuristischen Anmutung spiegelt dieses Bauwerk das Streben des Emirats zur kulturellen Großmacht wider. Erbaut wurde das 53.000 Quadratmeter große Gebäude direkt neben dem historischen Palast von Sheikh Abdullah bin Jassim Al Thani, dem ehemaligen Emir von Katar, aus dem 19. Jahrhundert. Dieses Wahrzeichen des Landes wurde umbaut und als zentraler Ausstellungsort in das Museum integriert.
Entworfen vom Star-Architekten Jean Nouvel
Geld ist nur Mittel zum Zweck in Katar, das zeigt die luxuriöse Ausstattung des Museums. Neben den ständigen und temporären Ausstellungsräumen verfügt das Museum über ein Auditorium mit 220 Plätzen, ein Forum mit 70 Plätzen, ein Restaurant, zwei Cafés, einen Laden und Einrichtungen zur Ausstellung und Aufbewahrung seiner Sammlung. Der französische Star-Architekt Jean Nouvel ist in den Arabischen Emiraten kein Unbekannter. Er hat erst kürzlich ein weiteres großes Museum im Nahen Osten fertiggestellt - den 2017 eröffneten Ableger des Pariser Louvre in Abu Dhabi.
Nach Angaben Nouvels soll das neue Nationalmuseum die besondere Lage des Landes widerspiegeln, das wie eine Blume in den Persischen Golf hineinwächst. "Alles in diesem Museum funktioniert so, dass der Besucher die Wüste und das Meer spüren kann", schreibt Jean Nouvel in einer Erklärung. Architektur und Struktur des Museums symbolisierten die Geheimnisse der Wüste und deuteten auf das ineinandergreifende Muster der klingenartigen Blütenblätter der Wüstenrose hin, liest man dort weiter.
Neues Museum kostet eine halbe Milliarde US-Dollar
Das "Qatar National Museum" wurde 2011 in Auftrag gegeben. Die Gesamtkosten sollen sich auf 434 Millionen US-Dollar belaufen. Eigentlich sollte es schon viel früher fertig werden. Nun wird es nach einer Zeremonie, an der auch der katarische Emir Sheikh Tamim bin Hamad Al Thani, sein kuwaitischer Amtskollege Sheikh Sabah al-Ahmad al-Jaber al-Sabah und der französische Premierminister Edward Philippe teilnehmen, am Donnerstag (28.3.2019) für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Es sei ein "technisch verrücktes Projekt", sagte der Architekt Jean Nouvel in einem Interview mit dem französischen Wochenblatt "Le Journal du Dimanche" am Sonntag und verteidigte die Tatsache, dass er für nichtdemokratische Regime arbeitet: "Für mich ist Architektur ein kultureller Akt (....) Ich arbeite im Maßstab des Jahrhunderts oder der Jahrhunderte, für die Völker, nicht für eine bestimmte Person."
Umbau des Wüstenstaats
Von 1760 bis heute hat sich Katar von einem Land der Beduinen-Stämme und Perlentaucher zu einer international agierenden Nation gewandelt. Reich geworden ist Katar durch Öl- und Erdgas. Nun will es sich auch in der Kultur als Global Player beweisen. Ein Land, das nur halb so groß wie das deutsche Bundesland Hessen ist und weniger Einwohner als Hamburg zählt, investiert Milliarden in den Umbau vom Wirtschafts- zum Wissensstandort. Bis 2030 soll "Qatar National Vision" vollzogen sein. Dieser Plan, erarbeitet von dem Emir Scheich Hamad bin Khalifa Al Thani und seinen Beratern, beschreibt die Zukunft Katars. Das Land soll sich zu einem dynamischen, wohlhabenden, mit sozialer und ökonomischer Gerechtigkeit gefestigten Staat entwickeln. Internationales Renommee besitzen bereits das Museum für Islamische Kunst und das Arabische Museum für Moderne Kunst. Katar. Allerdings sind vielfach Klagen von Menschenrechtlern, Politikern und Gewerkschaftern über die Behandlung der vielen tausend Gastarbeiter auf den großen Baustellen in Katar zu hören.
Utopisches Projekt
Aus eigener Kraft heraus soll Katar für die nächsten Generationen eine nachhaltige Entwicklung bieten, welche einen hohen Lebensstandard für all seine Bewohner bietet, ist auf der Website der deutsch-emiratischen Handelskammer zu lesen.
Um all diese Facetten des Landes widerzuspiegeln, musste Jean Nouvel ein symbolisches Element finden. "So dachte ich an die Wüstenrose, eine Art Miniaturarchitektur, die aus dem Sand hervorgeht und aus Kristallen besteht, die durch die Verdunstung von Wasser unter der Wirkung des Windes entstehen", schreibt er in einer Stellungnahme. "Dieses Museum ist eine moderne Karawanserei. Von dort aus geht es in die Wüste und man kehrt mit Schätzen zurück: Bilder, die für immer im Gedächtnis bleiben."