Neues Radar für unfallfreien Weltraum
14. Oktober 2017Rund 2700 Tonnen Weltraumschrott unterschiedlicher Größe rasen derzeit auf einer erdnahen Umlaufbahn umher. Manchmal stürzt der Weltraummüll ohne zu verglühen auf die Erde. Folgenreicher ist jedoch, dass der Müll für den Betrieb von Satelliten gefährlich werden kann.
Schon sehr kleine Teile können großen Schaden anrichten. "Denken Sie daran, was passieren würde, wenn mitten im Champions League Finale der ASTRA-Fernsehsatellit ausfallen würde", sagte Dominik Wullers, Sprecher des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr in Koblenz.
GESTRA - neuer "Suchschirm am Himmel"
Von dem dortigen ehemaligen Bundeswehr-Standortübungsplatz Schmidtenhöhe aus sollen von Herbst 2018 an Schrottteile aufgespürt werden, mithilfe des geplanten Weltraumradars German Experimental Surveillance and Tracking Radar (GESTRA). Das Weltraumradar wird aus einem Sender sowie einem Empfänger bestehen. Der Sender schicke gepulste Signale in den Weltraum, sagte Gerald Braun, Abteilungsleiter Weltraumlage und Verantwortlicher für das Projekt GESTRA beim Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR). In etwa 400 Kilometern Höhe werde aus den Signalen eine Art dichtes Netz.
Schon Tage vor einer möglichen Kollision könne so die Bahn eines Teilchens vermessen werden, um einen Satelliten rechtzeitig umzulenken. Braun spricht von einem "Suchschirm im Himmel". Jedes Müllstückchen, das das Netz durchfliege, bemerke der Empfänger-Sender auf der Erde. Eine einmalige Prognose reicht aber nicht aus: Der Müll ändert laut Braun etwa durch Sonnendruck alle paar Tage seinen Bahnen, die dann neu überprüft werden müssen.
Schrott schneller unterwegs als eine Gewehrkugel
Die Zerstörungskraft des Schrotts hänge mit seiner hohen Geschwindigkeit zusammen, sagte Braun. "Der Müll ist unglaublich schnell, den sehen Sie auch nicht, wenn er auf Sie zukommt. Der ist wesentlich schneller als eine Gewehrkugel." Schon Stücke, die kaum größer als ein Millimeter seien, könnten Schaden anrichten. Träfen sie beispielsweise auf die Solarmodule der Satelliten, führten sie zur Korrosion und damit zur Alterung der Module. Von solchen Winzlingen gebe es ungefähr 3000 Millionen Stück im Weltall. Schrottteilchen von einem Zentimeter könnten einen Satelliten auch komplett zerstören.
Am Montag wollen die Bundeswehr und DLR in Koblenz die Öffentlichkeit genauer über das geplante Weltraumradar GESTRA informieren.
qu/sti (dpa)