News in Paschtu & Dari
13. August 2002Um 19 Uhr 30 Ortszeit Kabul war es soweit: Der afghanische Rundfunk "Afghanistan Television and Radio" (ATR) strahlte zum ersten Mal das Nachrichtenangebot der Deutschen Welle in Dari und Paschtu aus. "Wir stellen ein internationales 10-Minuten-Nachrichtenprogramm zusammen. Diese werden nach den Abendnachrichten, die regionale Themen aus Afghanistan und den angrenzenden Ländern behandeln", erklärt Rick Klein, Mitarbeiter bei DW-TV, das Sendekonzept.
Das Angebot von DW-TV
Die Grundlage dieses Nachrichtenmagazins für Afghanistan ist das DW-TV-Journal in Deutsch. Daraus werden die Beiträge für das afghanische Fernsehen ausgewählt und die Texte im Voice-over-Verfahren in Paschtu und Dari von afghanischen Mitarbeitern in Berlin produziert und schließlich per Satellit nach Kabul überspielt. Ausgestrahlt wird das Nachrichtenmagazin dann jeden Abend um 19 Uhr 30 und 20 Uhr 30 in Kabul.
Neben den Weltnachrichten liefert DW-TV dem afghanischen Fernsehen wöchentlich anderthalb Stunden Zusatzprogramm, vor allem Dokumentationen aus den Bereichen Sport und Forschung. Damit bietet DW-TV der afghanischen Bevölkerung nach Jahren der Nicht-Information wieder ein Fenster zur Welt. "Der Bedarf ist enorm. Die Leute wollen natürlich, nachdem sie diese langen Jahrzehnte der Isolation hinter sich haben, jetzt auch wissen, dass sie Teil dieser Welt sind", erläutert Christoph Lanz, Fernsehdirektor der Deutschen Welle.
Neue Informationsfreiheit
Politische Inhalte werden nicht zensiert. Einschränkungen gibt es jedoch bei Themen wie der "Love Parade" oder den Schwimm-Europameisterschaften. Denn die nach afghanischem Verständnis freizügigen Bilder von diesen Veranstaltungen könnten das Schamgefühl vieler Menschen in Afghanistan verletzen. Deswegen muss mit diesen Themen besonders sensibel umgegangen werden.
Internationale und private Konkurrenz
Neben der Deutschen Welle haben sich auch andere internationale Anbieter bereits etabliert, allen voran die Voice of America und die BBC. Im Gegensatz zu diesen beiden Anbietern aus den USA und aus Großbritannien, die vor Ort nur auf lokalen Radiofrequenzen senden, bietet die Deutsche Welle Informationen in den beiden Landessprachen Paschtu und Dari im Fernsehen.
Aber nun drängen neben dem staatlichen Sender ATR zusätzlich private Anbieter auf den Markt. Doch alle konzentrieren sich bisher noch auf die Hauptstadt Kabul. In den übrigen Landesteilen verhindern die natürlichen Gegebenheiten und die mangelnde technische Infrastruktur den störungsfreien Rundfunkempfang der lokalen Sender.
Hilfe zur Selbsthilfe
Die Deutsche Welle sieht ihr Nachrichtenangebot für den afghanischen Rundfunk als Hilfsprogramm. Der Vertrag zwischen beiden Sendern läuft zunächst ein Jahr. Später soll ATR dann eigene Weltnachrichten produzieren. "Wann das sein wird, das steht in den Sternen. Hier fehlt es im Grunde immer noch an allem: von der Nachrichtenagentur angefangen bis hin zu Kameras und Schnittplätzen", kennt Fernsehdirektor Christoph Lanz die Voraussetzungen aus eigener Anschauung.