Nicht nur rosa und blau: Picasso Frühwerk im Museum Beyeler
Aus der ganzen Welt haben die Kuratoren Sammlern ihre Schätze entlockt. Allein die Versicherungssumme für die Leihgaben ist rekordverdächtig. Das Museum Fondation Beyeler zeigt Pablo Picassos "Blaue und Rosa Periode".
"Yo Picasso" (1901)
"Ich, Picasso" signiert der junge spanische Maler Pablo Ruiz sein farbenfreudiges Selbstportrait aus dem Jahr 1901. Da ist er 19 - der Beginn einer einzigartigen Künstler-Karriere. Er schaut den Betrachter direkt an - wie bei einem Selfie. Der orangefarbene Schal ein modisches Detail, das Lockerheit demonstriert. Picasso pendelt in dieser Zeit noch zwischen Barcelona und Paris.
"La Mort de Casagemas" /Der Tod Casagemas (1901)
Mit seinem Künstlerfreund Carles Casagemas war Picasso 1900 das erste Mal in die französische Hauptstadt Paris gereist. Die Kunst von Toulouse-Lautrec, van Gogh und Gauguin fasziniert die beiden Spanier und hinterlässt Spuren in Picassos frühen Bildern. Der tragische Selbstmord von Casagema, der sich aus Liebeskummer erschießt, wirft Picasso völlig aus der Bahn.
"Le Repas de L´Aveugle"/Das Mahl des Blinden (1903)
Der tiefe Schmerz über den gestorbenen Freund lässt Picasso an allem zweifeln. Seine Bildwelten sind in den Jahren danach in kalte Blautöne getaucht, die Motive oft arme, frierende und vom Leben gebeugte Figuren, die seltsam leblos erscheinen. Die melancholische Grundstimmung dieser "Blauen Periode" zieht sich durch die Bilder der Jahre 1902 bis 1904, in denen der Maler kaum Geld hat.
"Femme en Chemise (Madeleine)"/Frau im Hemd (1904-05)
Die Modelle, die der talentierte Maler in dieser Zeit für seine Arbeiten ins Atelier holt, sind Frauen, Kinder und Männer aus den ärmsten Gesellschaftsschichten: Bettler, Waisenkinder, Prostituierte, ehemalige Strafgefangene. Ihre ausgezehrten Gesichter und Körper sind von Hunger und Existenznot gezeichnet, strahlen auf Picasso Bildern aber trotzdem Würde aus.
Pablo Picasso in Paris (1904)
1904 übersiedelt Picasso ganz nach Paris. Die pulsierende Kunstmetropole zieht ihn magisch an. Im Künstlerviertel Montmartre mietet er sich in einem Künstlerhaus ein. Für den jungen Maler ein neuer Lebensabschnitt: Picasso zieht mit seiner Lebensgefährtin Fernande Olivier zusammen, die ihm oft Modell steht. Er porträtiert sie oder verewigt sie als Akt.
"Femme de l'ile de Majorque"/ Frau von der Insel Mallorca (1905)
Die kostbaren Leihgaben für die Picasso-Ausstellung im Museum Foundation Beyeler kommen aus berühmten Museen und Privatsammlungen auf der ganzen Welt. Die Versicherungssumme allein beträgt vier Milliarden Schweizer Franken. Dieses kleinformatige Aquarell, das nur sehr selten in der Öffentlichkeit zu sehen ist, stammt aus dem Puschkin-Museum, dem Staatlichen Museum für Bildende Künste in Moskau.
"Nu Sur Fond Rouge"/ Nackt auf rotem Grund (1906)
Im Jahr 1906 kehren nicht nur Picassos Zuversicht und sein künstlerisches Selbstbewusstsein zurück, sondern auch die Farben. Im gleichen Jahr verzeichnet er auch seinen ersten kommerziellen Erfolg. Der Galerist Ambroise Vollard kauft ihm 20 Arbeiten aus dem Atelier heraus ab. Mit dem Geld mietet sich Picasso mit seiner Geliebten Fernande in einem katalanischen Bergdorf ein - und malt weiter.
"Rosa Periode"
In den lichtdurchfluteten Ausstellungsräumen, die Star-Architekt Renzo Piano für das Schweizer Sammlerehepaar Beyeler gebaut hat, können die Besucher diese Lebensphasen des Malers Pablo Picasso chronologisch verfolgen. Seine "Rosa Periode" zeichnet sich durch zarte Farbgebung und fröhlich-melancholische Motive aus: Gaukler, Akrobaten, Tänzerinnen und die faszinierende Welt des Zirkus.
Unverkennbar: ein Picasso
Die Ähnlichkeit ist frappierend. Claude Ruiz-Picasso, der Sohn des berühmten spanischen Malers, ist ebenfalls künstlerische Wege gegangen. Er arbeitet als Fotograf, Grafiker und Filmemacher. Bei der Eröffnung der Ausstellung posiert er vor einem frühem Selbstportrait seines Vaters (1901). Die 80 Werke von Picasso aus der Zeit von 1901 bis 1906 sind noch bis zum 26. Mai 2019 in Basel zu sehen.