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Füllkrug: Wechsel oder Werder für immer?

11. Mai 2023

Der Torjäger von Werder Bremen hat in der Bundesliga und im DFB-Team mit guten Leistungen auf sich aufmerksam gemacht. Steht daher nach der Saison nun der nächste Karriereschritt an, oder bleibt er Werder treu?

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Werder Bremens Niclas Füllkrug beobachtet vor dem Bundesligaspiel gegen Bayern München in zivil aus dem Ausgang des Spielertunnels den Platz und legt dabei eine Hand an den Schirm seiner Baseball-Kappe
England? Ein anderer Bundesligaklub? Oder doch Bremen? Wohin geht die Reise für Niclas Füllkrug? Bild: Anke Waelischmiller/Sven Simon/picture alliance

Bleibt er oder geht er? Wenn ja, wohin? Und kann er vorher überhaupt nochmal für Werder Bremen auflaufen? Zu Niclas Füllkrug, aktuell erfolgreichster Torschütze der Fußball-Bundesliga, gibt es derzeit viele offene Fragen. Dabei hat der 30-Jährige schon seit Anfang April wegen einer Muskelverletzung an der Wade nicht mehr auf dem Platz gestanden. Vier Partien hat er bereits verpasst, von denen Werder ohne seinen besten Stürmer drei verlor. Nur bei Schlusslicht Hertha BSC reichte es auch ohne Füllkrug für einen Dreier.

Eine belastbare Prognose, wann "Lücke", wie Füllkrug wegen seiner charakteristischen Zahnlücke im Oberkiefer genannt wird, wieder spielen kann, gibt es nicht. Momentan kann er nur von außen zuschauen. "Aktuell fällt mir das sehr schwer", sagte der Stürmer über seine Situation in einem Interview, dass der Klub am Dienstag auf seiner Homepage veröffentlichte, "aber ich hoffe, dass es sich kurzfristig wieder ändert". Den Bremern fehlen noch ein paar Punkte, um den Klassenerhalt definitiv unter Dach und Fach zu bringen. Drei Spieltage vor Schluss liegen sie als Zwölfter der Tabelle sieben Zähler vor Stuttgart und Bochum, die mit jeweils 28 Punkten die Ränge 16 und 17 belegen.

Torjägerkanone "realistisch einordnen"

Eine belastbare Prognose, was mit Füllkrug nach der Saison passiert, gibt es auch nicht - was auch daran liegt, dass der Stürmer sich erst nach dem letzten Spieltag darüber Gedanken machen möchte, ob er den Verein wechselt oder in Bremen bleibt. "Ich will diese echt gute Saison vergolden", sagte Füllkrug kürzlich in einem Interview mit "Bild". "Gespräche mit anderen Vereinen würden mich hindern, meine Leistung zu bringen."

Werder Bremens Niclas Füllkrug ballt nach seinem Tor gegen Mainz 05 jubelnd die Faust
Am 27. Spieltag erzielt Füllkrug den späten 2:2-Ausgleich für Werder - seitdem fehlt er verletztBild: Bratic/nordphoto GmbH/picture alliance

"Vergolden" - das bedeutet, mit Werder die Klasse halten und möglicherweise sogar die Torjägerkanone gewinnen. Momentan hat Füllkrug 16 Treffer auf dem Konto. Mit dem Freiburger Vincenzo Grifo, Frankfurts Randal Kolo Muani, Christopher Nkunku von RB Leipzig und dem Gladbacher Marcus Thuram folgen vier Spieler mit jeweils 13 Saisontoren. Das Wichtigste ist die Auszeichnung als bester Torschütze der Liga für Füllkrug aber nicht. "Wenn es soweit ist, dann ist es eine tolle Auszeichnung. Man muss das Ganze aber immer realistisch einordnen", sagte er gegenüber Werder.de. "Ich spiele bei einem Aufsteiger, der mit der Anzahl der geschossenen Tore als Mannschaft ganz gut dasteht. Trotzdem weiß ich natürlich auch, dass Spieler wie Robert Lewandowski oder Erling Haaland dieses Jahr nicht dabei waren und deshalb ein, zwei Namen in der Liste fehlen."

Interesse aus Gladbach und England

Die beiden Ausnahmestürmer haben die Bundesliga in Richtung Spanien und England verlassen - und Füllkrug könnte diesem Beispiel bald folgen. Durch seine Leistungen in der Liga und seine Auftritte in der Nationalmannschaft, unter anderem bei der WM in Katar, haben Interesse geweckt - bei Bundesligaklubs, aber auch im Ausland.

Werder Bremen hat den Nachteil, seinem besten Stürmer, regelmäßige Teilnahmen am Europapokal nicht bieten zu können. Das war früher mal der Fall, ist aber lange her: Seit der Saison 2009/2010 konnten sich die Grün-Weißen nicht mehr für das internationale Geschäft qualifizieren. Stattdessen setzte eine stetige Abwärtsspirale ein, an deren Ende 2021 nach 40 Jahren Erstklassigkeit der Abstieg aus der Bundesliga stand. Zwar stieg Werder umgehend wieder auf, dennoch drückt den Traditionsverein aus Norddeutschland aktuell eine Schuldenlast von rund 40 Millionen Euro - auch das könnte ein Argument für einen Füllkrug-Transfer sein, für den Werder 20 bis 25 Millionen Euro verlangen würde.

Niclas Füllkrug beobachtet bei seinem Schuss zum 1:1 im WM-Spiel gegen Spanien, wie der Ball im Tor einschlägt
Mit seinem Treffer gegen Spanien in der WM-Vorrunde verhinderte Füllkrug das noch frühere AusBild: Richard Heathcote/Getty Images

Ligakonkurrent Borussia Mönchengladbach würde Füllkrug gerne verpflichten, ob die Borussen allerdings Willens und in der Lage sind, die aufgerufene Transfersumme für Füllkrug zu bezahlen, ist fraglich. Einfacher zu stemmen wäre eine Füllkrug-Verpflichtung für den FC Everton und West Ham United. Die beiden englischen Klubs sollen über eine Verpflichtung des Werder-Angreifers nachdenken, allerdings befinden sich derzeit beide im unteren Drittel der Premier-League-Tabelle und könnten Füllkrug höchstens mit einem höheren Gehalt aber nicht mit einer Europapokalteilnahme locken.

Füllkrug: "Das ist immer noch Werder Bremen"

Bremens Sportchef Frank Baumann ist angesichts eines möglicherweise drohenden Verlusts seines Top-Stürmers ohnehin gelassen: Man sei "nur gesprächsbereit, wenn wirklich ein sehr, sehr gutes Angebot reinkommen sollte", sagte er der "Deichstube" kürzlich. Dann müsse man sich damit auseinandersetzen, so Baumann. "So ist das Geschäft eben. Wenn sich ein Spieler auch verändern möchte, dann werden wir schauen, einen Weg zu finden, mit dem alle sehr gut leben können."

Allerdings hat Füllkrug keinen Zeitdruck und kann seine Zukunftsplanung ganz gelassen angehen. Schließlich läuft sein Vertrag mit den Bremern noch bis 2025. Zudem fühlt sich Füllkrug mit Frau und Tochter in Bremen sehr wohl. Daher käme auch eine Vertragsverlängerung in Bremen infrage. "Warum nicht? Das ist immer noch Werder Bremen", sagte Füllkrug der "Deichstube". "Ich spiele seit vier Jahren hier - und das extrem gerne."