Niederlande lockern strikte Corona-Auflagen
26. Januar 2022Nach mehr als fünf Wochen dürfen Restaurants, Gaststätten, Theater, Museen und Kinos in den Niederlanden von diesem Mittwoch an wieder öffnen - täglich bis 22 Uhr. Auch bei Sportwettkämpfen wie etwa dem Fußball ist wieder eine begrenzte Zahl von Zuschauern erlaubt. Damit reagiere seine Regierung auf die "großen Spannungen", welche die Beschränkungen im Kultursektor und im Gastgewerbe ausgelöst hätten, sagte Ministerpräsident Mark Rutte in Den Haag.
Zugleich verwies er darauf, dass diese Entscheidung angesichts der sehr hohen Infektionszahlen ein Risiko bedeute: "Das scheint widersprüchlich vor dem Hintergrund, dass die Infektionszahlen durch die Decke gehen." Gesundheitsminister Ernst Kuipers warnte, Omikron sei keine kleine Grippe. Die Gefahr einer Überlastung des Gesundheitssystems sei nach wie vor groß.
Der erneute Corona-Lockdown war in den Niederlanden am 19. Dezember verhängt worden. Alle nicht lebensnotwendigen Geschäfte, Restaurants, Bars, Kinos, Museen und Theater mussten schließen. Dass am 15. Januar Geschäfte, Fitnessstudios, Friseure und Sexshops wieder öffnen durften, während die übrigen Einrichtungen geschlossen blieben, hatte zu großem Unmut und Protesten geführt.
In einigen niederländischen Städten öffneten Cafés trotz des Verbots. Zahlreiche Museen und Konzerthallen öffneten ihre Pforten für Aktionstage und erklärten, die Menschen könnten sich dort die Haare schneiden lassen oder Fitnesskurse absolvieren. Bürgermeister wiesen darauf hin, in den Nachbarländern Deutschland und Belgien sei "alles offen". Verbote seien auch daher nicht länger durchzusetzen.
Gewisse Einschränkungen im öffentlichen Leben wie eine Maskenpflicht und der Corona-Pass, mit dem Besucher nachweisen müssen, dass sie getestet, geimpft oder genesen sind, bleiben in den Niederlanden bestehen.
Die Zahl der Neuinfektionen im Nachbarland steigt rasant. In den vergangenen sieben Tagen waren mehr als 366.000 neue Corona-Fälle registriert worden, gut 50 Prozent mehr als in der Woche zuvor. Die Inzidenz liegt bei mehr als 2000 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern in sieben Tagen. Zum Vergleich: In Deutschland lag der entsprechende Wert an diesem Mittwoch bei 940,6, wie das Robert Koch-Institut mitteilte.
Mehr als 500.000 Neuinfektionen in Frankreich
Noch höhere Zahlen registrieren die Behörden derzeit in Frankreich. Hier wurde am Dienstag erstmals die Schwelle von einer halben Million Corona-Neuinfektionen überschritten. Binnen eines Tages gab es nach offiziellen Angaben 501.635 neue Fälle. Der Inzidenzwert lag landesweit zuletzt bei etwa 3726. Die Omikron-Variante macht in dem Land mit seinen gut 67 Millionen Einwohnern mittlerweile mehr als 95 Prozent der Fälle aus.
Im Kampf gegen die Infektionszahlen setzt Frankreichs Regierung auf stärkere Einschränkungen für Menschen, die nicht gegen das Coronavirus geimpft und auch nicht genesen sind. Sie haben seit dieser Woche keinen Zugang mehr zu Restaurants, Bars, Kultureinrichtungen, Sportveranstaltungen und Fernzügen.
Polen hat wieder Online-Unterricht
Polen stellt angesichts der steigenden Ansteckungszahlen mit dem Coronavirus wieder großflächig auf Online-Unterricht in Schulen um. Bildungsminister Przemyslaw Czarnek teilte mit, von Donnerstag an sollten Schülerinnen und Schüler ab der fünften Klasse bis Ende Februar nicht mehr zur Schule kommen.
Die Universitäten sollen selbst entscheiden, wie sie ihren Lehrbetrieb organisieren. Mit einer Impfquote von etwa 57 Prozent liegt Polen mit seinen knapp 38 Millionen Einwohnern deutlich unter dem Durchschnitt der EU-Staaten. Die Behörden verzeichneten zuletzt knapp 37.000 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden.
In Baden-Württemberg wieder 3G im Einzelhandel
In Deutschland ist mit Baden-Württemberg in einem weiteren Bundesland die vorgeschriebene 2G-Regel (geimpft, genesen) im Einzelhandel außer Vollzug gesetzt worden. Der Verwaltungsgerichtshof in Mannheim kippte sie. Damit gilt für den Einzelhandel vorläufig, dass neben Geimpften und Genesenen auch wieder Menschen mit einem aktuellen negativen Test (3G) in Läden einkaufen dürfen.
In der vergangenen Woche war die 2G-Regel im Einzelhandel im Saarland und in Bayern vorläufig außer Kraft gesetzt worden. In Niedersachsen erfolgte dieser Schritt bereits Mitte Dezember.
se/rb (dpa, afp, rtr)