Nigeria: Kampf dem Plastikmüll!
Der Bundesstaat Lagos, zu dem die ausgedehnte Wirtschaftsmetropole mit mehr als 20 Millionen Einwohnern gehört, will Styropor und Einwegplastik verbieten - und so die Umweltverschmutzung eindämmen.
Plastik im Überfluss
Die Bürgersteige sind übersät, die Müllsammler werden der Kunststoffflut kaum noch Herr. Auf den Straßen von Lagos ist Plastikmüll allgegenwärtig. Die größte Stadt Afrikas stellt das vor gewaltige Herausforderungen. Doch das Bild könnte sich bald ändern, wenn es der Regierung gelingt, ihr jüngstes Verbot von Polystyrol und Einwegplastik umzusetzen.
Eine Frage des Preises
Die Regierung des Bundesstaates teilte mit, dass das Verbot sofort in Kraft treten werde, doch Umweltexperten warnen, dass die Durchsetzung des Verbots schwierig werden könnte. Auch die Straßenhändler von Lagos setzen bislang voll auf Plastik. "Styropor ist billiger als wiederverwendbare Schachteln", sagt etwa Cecilia Mathew, die Gerichte aus Reis, Fleisch und Mani (Maniokmehl) verkauft.
Ladenbesitzer fordern Unterstützung
"Das kommt zu plötzlich", sagt auch Kehinde Bakare, eine Verkäuferin von Styroporboxen. "Es gibt Menschen, die damit ihren Lebensunterhalt bestreiten, was werden sie dann tun?" Bakare fordert von der Regierung eine Ausgleichszahlung. Umweltschützer begrüßten den Schritt des Staates Lagos, der nicht nur die Abfallmenge, sondern auch die Kohlendioxidemissionen des Landes verringern könnte.
Blockierte Fluchtwege
Vor allem in der Regenzeit blockieren Unmengen von Plastikmüll regelmäßig die Fluchtwege und Abwasserkanäle der 20-Millionen-Metropole. Dadurch kommt es immer wieder auch zu Überschwemmungen ganzer Stadtviertel. Schon 2019 verabschiedeten nigerianische Abgeordnete deshalb ein Gesetz zum Verbot von Plastiktüten, das jedoch bislang nicht umgesetzt wurde.
Ein dringend notwendiges Gesetz
Laut der Heinrich-Böll-Stiftung ist Nigeria "Afrikas zweitgrößter Kunststoffimporteur", der "17 Prozent des gesamten Kunststoffverbrauchs auf dem Kontinent" ausmacht. Mehr als 130.000 Tonnen Kunststoff landen jedes Jahr in nigerianischen Gewässern. Wenn sich nichts ändert, wird der Plastikverbrauch bis 2030 die Marke von 40 Millionen Tonnen überschreiten, warnte die Stiftung bereits 2020.
Gefährliche Folgen durch Plastik
Mikropartikel aus Plastik werden von Tieren aufgenommen und können in Menschen gefunden werden, sagte Temitope Olawunmi Sogbanmu, Ökotoxikologin an der Universität von Lagos. Das Verbot sei daher eine "gute Nachricht" für das Klima und die Nachhaltigkeit. Dennoch macht sie sich Sorgen über die "sozioökonomischen Folgen" dieser Maßnahme.
Ein Berg von Problemen
Denn den Vorteilen für Umwelt und Klima stehen die sozialen Auswirkungen auf die Verkäufer und die Abfallsammler gegenüber. Gerade die Müllsammler sind Teil der Schattenwirtschaft in einem Land, das sich in einer schweren Wirtschaftskrise befindet. Die jährliche Inflationsrate lag im Dezember bei fast 29 Prozent.
Kein Plastik auf Kosten unserer Zukunft
Weniger Plastik hieße auch weniger Arbeit für die städtische Müllabfuhr. "Es gab einmal ein Nigeria ohne Plastik, und wir haben auch das überlebt. Es ist sehr wohl möglich" sagt Oluwaseyi Moejho, eine nigerianische Umweltaktivistin. Klar, die Nutzung von Plastik sei bequemer als nachhaltige Alternativen. Aber "Bequemlichkeit auf Kosten unserer Zukunft" sei einfach keine Lösung.