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Nigeria verteidigt Wahlen gegen Boko Haram

29. März 2015

Die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in Nigeria verliefen verhältnismäßig friedlich. Boko Haram-Angriffe wurden weitgehend abgewehrt. Zwischen den beiden Favoriten zeichnet sich ein enges Rennen ab.

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Wähler in Karu, Nigeria (Foto: DW)
Bild: DW/Scholz/Kriesch

Überschattet von gewaltsamen Zwischenfällen und technischen Pannen haben die Nigerianer am Wochenende ein neues Parlament und einen neuen Präsidenten gewählt. Erste Auszählungsergebnisse deuten auf einen knappen Ausgang des Kopf-an-Kopf-Rennens zwischen dem muslimischen Herausforderer Muhammadu Buhari und dem christlichen Amtsinhaber Goodluck Jonathan. Verlässliche Ergebnisse soll es laut Wahlkommission nicht vor Montag geben.

Terroranschläge überschatten die Wahl

Der Terror durch die Islamistengruppe Boko Haram pausierte auch während der Wahl nicht. Streitkräfte der nigerianischen Regierung hätten im Nordosten des Landes Wahlbüros gegen die Dschihadisten verteidigen müssen, berichteten Anwohner und Militärkreise. "Die Terroristen haben schwere Verluste erlitten", sagte ein Kommandeur. Am Samstag wurden drei Boko-Haram-Angriffe auf Wahllokale gemeldet. Bei einem Anschlag im nordöstlichen Dorf Barutai wurden laut örtlicher Beamter 23 Menschen getötet, einige davon seien mit Kettensägen enthauptet worden.

Technische Pannen

Etwa 300 der insgesamt 150.000 Wahllokale wurden am Sonntag noch einmal geöffnet, weil es am Vortag technische Probleme bei der elektronischen Erfassung von Wählern gegeben habe. Das berichtete die nigerianische Wahlkommission. Die Beteiligung sei dennoch hoch gewesen. Knapp 70 Millionen Menschen hätten sich am Samstag in die Wahllisten eingetragen. Sie konnten zwischen 14 Bewerbern um das Präsidentenamt entscheiden. Ernsthafte Chancen werden jedoch nur dem Präsident Jonathan aus dem Süden und seinem Herausforderer Buhari, einem ehemaligen Putschgeneral aus dem Norden, eingeräumt. Buhari hatte in den Jahren 1983 bis 1985 schon einmal an der Staatsspitze gestanden.

Christ oder Muslim?

Welcher Religion die beiden Kandidaten angehören, ist für die Wahlentscheidung der Nigerianer nicht unerheblich. In der Vergangenheit wählten sie meist nach ethnischer Abstammung und Religionszugehörigkeit. Ungefähr die Hälfte der 178 Millionen Nigerianer sind Muslime, etwa 45 Prozent sind Christen. Beobachter gehen jedoch davon aus, dass viele von Jonathans Amtsführung enttäuschte Christen für Buhari gestimmt haben könnten.

Jonathan scheiterte an Boko Haram

Jonathans demokratische Volkspartei PDP ist seit der Rückkehr zu einer zivilen Regierung vor 16 Jahren an der Macht. Unter Jonathan stieg Nigeria nach Jahrzehnten politischer Instabilität zwar zu Afrikas größter Wirtschaftsmacht auf, doch gelang es dem Präsidenten nicht, die von der Terrorgruppe Boko Haram ausgeübte Gewalt zu stoppen. So mussten die Wahlen wegen des Vormarschs der Islamisten im Norden des Landes sogar um sechs Wochen verschoben worden. Unmittelbar vor der Wahl meldete die nigerianische Armee allerdings Erfolge im Kampf gegen die Extremisten.

Seit 2009 hat Boko Haram bei Angriffen auf Polizei, Armee, Kirchen und Schulen mehr als 13.000 Menschen getötet. Buhari und sein Oppositionsbündnis "Partei der Fortschrittlichen" (APC) warben daher im Wahlkampf hauptsächlich mit einem Sieg über die Extremisten.

Ban Ki-Moon gratuliert

UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon gratulierte derweil Nigeria zu der "weitgehend friedlichen und ordnungsgemäß durchgeführten" Wahl. Er appellierte an die Nigerianer, sich weiterhin um Gewaltfreiheit zu bemühen. Rund um die Wahl waren etwa 360.000 Polizisten im Einsatz, um Zusammenstöße zwischen Anhängern der großen politischen Lager zu verhindern. Bei der letzten Wahl 2011 kamen Schätzungen zufolge rund 1000 Menschen ums Leben.

Sorge vor Gewalt auch nach der Wahl

Der frühere Präsident Malawis, Bakili Muluzi, der als Wahlbeobachter eingesetzt ist, warnte auch vor Gewalt nach der Abstimmung. "Gefährlich ist die Zeit nach der Wahl", sagte er. Zwar hätten sich Jonathan und Buhari darauf verständigt, das Ergebnis anzuerkennen und die Gewalt nicht zu schüren, doch müsse sich dies eben durchsetzen, betonte Muluzi.

nin/kle (dpa, afp, epd, rtr)