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Nina Hagen singt Blues und Gospel

15. Juli 2010

"Personal Jesus" ist das neue Album von Deutschlands erster und einziger Punk-Queen. Nina Hagen lässt hier ihrer Liebe zu Gott freien Lauf und macht dabei eine gute Figur.

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Nina Hagen hat sich mit 54 Jahren taufen lassen (Foto: dpa)
Bild: picture alliance / dpa

"55 Jahre und immer noch nicht erwachsen". Gegen Sprüche dieser Art und Kritiker hat Nina Hagen überhaupt nichts einzuwenden: Jeder dürfe alles zu ihr sagen, betont sie. Derjenige müsse mit sich selber abmachen, wie er einen anderen Menschen beurteile. Nina Hagen ist auf jeden Fall ein Original, gerade heraus, gern provozierend aber stets authentisch. So war die Ostberlinerin bereits als sie noch im "real existierenden Sozialismus" lebte, nur merkte es damals so gut wie niemand. 1974 machte sie mit dem Lied "Du hast den Farbfilm vergessen" auf sich aufmerksam. Ende 1976 verließ Nina Hagen wegen der Ausbürgerung des Sängers Wolf Biermann die DDR und kam über die Station London ein Jahr später nach Deutschland. Hier stieg sie zur ersten und einzigen deutschen Punk-Lady auf. Gemanagt wurde sie damals von Star-Fotograf Jim Rakete, der auch ihre Plattencover entwarf. Dazu war er, so Rakete, von Nina und ihrer Band gebeten worden: "Ich weiß noch wie wir am Sitzungstisch in Frankfurt saßen und jeder auf einen Zettel eine Zahl, versehen mit seiner Unterschrift, notierte, wie viel Einheiten das erste Album "Nina Hagen Band" verkaufen würde. Die mutigste Schätzung lag bei 20.000. Das Album erhielt am Ende Doppel-Platin, unfassbar viel!"

Mit der materiellen Welt nichts am Hut

Mehr als 1.000.000 Exemplare von ihrem West-Debüt gingen 1978 über die Ladentische und doch, Nina Hagen fühlte sich nicht wohl. Sie wolle kein Popstar sein mit dem Größenwahn eines Elvis Presley und auch nicht daran zugrunde gehen. Sie sagte damals: "Ich bleibe lieber independant und verkaufe keine Platten als irgendwie jetzt hier den großen Popstar raushängen zu lassen. Darauf bin ich nicht scharf!“ Seit über 35 Jahren tobt sich Nina Hagen rund um den Globus aus, auf ihren diversen Produktionen und mit vielen Aktionen. Einige davon waren skuril bis kurios. Sie glaubte öffentlichkeitswirksam an Ufos oder nahm CDs mit religiösen hinduistischen Gesängen auf. Um die Suche nach Spiritualität ging es bei Nina Hagen allerdings immer.

Und jetzt Jesus


Auf ihrer neuen CD "Personal Jesus" finden sich jede Menge Gospel-Songs und Traditionals der bekennenden Christin, übrigens nicht zum ersten Mal. Nina Hagen hat bereits Anfang der 80er Jahre, als sie ihr erstes englischsprachiges Album "Nunsexmonkrock" in New York aufgenommen hatte, den Journalisten erzählt, dass Jesus ihr Manager sei. "Mein amerikanischer Manager und die Plattenfirma fanden das gar nicht lustig und meinten, ich sollte das doch sein lassen. Hab ich aber nicht! Ich habe mich schon damals, am Anfang zu Jesus bekannt. Das wollte ich nur noch mal ganz klar sagen, weil viele Leute denken, ich habe mir das erst vorgestern ausgedacht.“

Nina Hagen: Punk-Ikone mit Opernausbildung (Foto: DW-TV)
Nina Hagen: Punk-Ikone mit OpernausbildungBild: dw-tv
Schon 2004 wurde Nina Hagen für ihr Lebenswerk mit der "Eins Live Krone" geehrt (Foto: Fabrice Coffrini dpa)
Schon 2004 wurde Nina Hagen für ihr Lebenswerk mit der "Eins Live Krone" geehrtBild: dpa

Egal ob ihre gelungene Blues-Rock-Adaption des Depeche Mode-Klassikers "Personal Jesus" oder ihre Version des bekannten Gospel "Mean Old World". Nina Hagen überzeugt bei den insgesamt 13 Songs. Sie verzichtet auf vordergründige Effekt-Hascherei oder allzu schräge

Gesangseinlagen. Typisch Hagen, immer ein "wenig neben der Spur", demonstriert sie – die sich im letzten Jahr evangelisch taufen ließ – hier ihre "Liebe zum lieben Gott": "Es ist immer wieder passiert, dass ich irgendwie schlapp gemacht habe und plötzlich fiel mir ein: Mensch, greif doch mal wieder zu deiner Bibel. Und dann habe ich die Bibel aufgeschlagen und bekam jedes Mal wieder viel Mut und eine frische Brise Wahrheit um die Ohren geschmettert! Das Wort Gottes ist einfach so stark, man muss es nur lesen. Do it!"

Autor: Thomas Steinberg
Redakteur: Matthias Klaus