Nobelpreis für Medizin: Erkenntnisse, die helfen und heilen
Seit dem Jahr 1901, als der erste Medizinnobelpreis vergeben wurde, hat die Forschung gewaltige Fortschritte gemacht. Von vielem, was Mediziner damals entdeckten, profitieren die Patienten in den Arztpraxen noch heute.
1902: Die Malariamücke hat schuld
Der Brite Ronald Ross fand heraus, dass Mücken die Tropenkrankheit Malaria übertragen. Er zeigte, dass Anopheles-Mücken einzellige Parasiten in sich tragen, die Malaria auslösen. Noch heute erkranken 200 Millionen Menschen jedes Jahr an Malaria, über eine halbe Million stirbt. Aber dank Ross' Erkenntnissen konnten Forscher Medikamente gegen die Krankheit entwickeln.
1905: Bakterium löst Schwindsucht aus
Robert Koch entdeckte den Erreger der Tuberkulose, das Bakterium Mycobacterium tuberculosis. Noch heute ist die Tuberkulose eine weltweit verbreitete Infektionskrankheit, deren Behandlung auch mit den richtigen Antibiotika oft sehr langwierig ist. Es gibt inzwischen eine Impfung. Sie schützt Kleinkinder, aber keine Erwachsenen.
1912: Organe von einem Menschen in den anderen
Der französische Chirurg Alexis Carrel machte es möglich, Blutgefäße und ganze Organe zu transplantieren. Beispielsweise entwickelte er eine Nahttechnik, mit der sich durchtrennte Blutgefäße verbinden lassen. Auch fand er heraus, wie man Organe außerhalb des Körpers gut lagern kann. Heutzutage transplantieren Ärzte jedes Jahr etwa 100.000 Organe.
1924: Dem Herz beim Schlagen zusehen
Der Niederländer Willem Einthoven entwickelte das Elektrokardiogramm (EKG) so weit, dass es sich in Krankenhäusern und Arztpraxen einsetzen ließ. Ein EKG erfasst die elektrischen Aktivitäten der Herzmuskelfasern. Anhand dessen kann der Arzt zum Beispiel Herzrhythmusstörungen und andere Herzkrankheiten erkennen. Es ist heute ein sehr breit eingesetztes Verfahren.
1930: Vier Sorten von Blut
Der Österreicher Karl Landsteiner entdeckte, dass es oft Klumpen gab, wenn er das Blut zweier Menschen vermischte - oft, aber nicht immer. Bald fand er die Ursache: die verschiedenen Blutgruppen A, B und 0 (die er selbst C nannte). Später entdeckten Kollegen von ihm auch die Blutgruppe AB. So wurden sichere Bluttransfusionen möglich.
1939, 1945 und 1952: Medikamente, die Bakterien töten
Gleich drei Nobelpreise gingen an Entdecker und Entwickler von Antibiotika. Darunter war Alexander Fleming, der das Penicillin entdeckte. Noch heute sind Antibiotika unter den am häufigsten eingesetzten Medikamente und retten sehr oft Leben. Allerdings müssen immer neue Arten von Antibiotika entwickelt werden, da die Bakterien mit der Zeit resistent werden.
1948: Ein Gift gegen Malariamücken
Die chemische Verbindung DDT tötet Insekten, ist aber kaum giftig für Säugetiere. Das erkannte Paul Hermann Müller. In den Jahrzehnten danach war DDT eines der weltweit meistverwendeten Insektizide. Bis man erkannte, dass es sich in der Umwelt anreichert und vor allem für Vögel schädlich ist. Inzwischen ist seine Verwendung verpönt. Es wird aber noch gegen Malariamücken eingesetzt.
1956: Vortasten bis zum Herzen
Der Deutsche Werner Forßmann erhielt gemeinsam mit zwei Kollegen den Nobelpreis für die Entwicklung des Herzkatheters. Forßmann führte an sich selbst die erste Herzkatheterisierung durch. Dabei wird ein Kunststoffschlauch an Ellenbeuge, Hand oder Leiste in die Ader eingeführt und bis zum Herz vorgeschoben. So untersuchen Ärzte heute das Herz und führen Operationen durch.
1979 und 2003: In den Körper schauen
Wollte man früher in den Menschen hineinsehen, gab es nur eine Möglichkeit: das Röntgen. Inzwischen haben Ärzte sehr viel bessere Methoden. Eine davon ist die Computertomografie (CT), die auch Röntgenstrahlen benutzt, aber detailgenaue Schichtaufnahmen vom Körper macht. Später folgte die Kernspintomografie (MRT), die mit komplett unschädlichen Magnetfeldern arbeitet.
2008: Krebs durch Viren
Dank Harald zur Hausen vom Deutschen Krebsforschungszentrum wissen wir, dass Viren - humane Papillomviren - Gebärmutterhalskrebs auslösen können. Darauf basierend entstanden Impfstoffe gegen das Virus. Mädchen und Frauen können sich inzwischen gegen diese Art des Gebärmutterhalskrebses impfen lassen.
2010: Kinder aus dem Reagenzglas
Robert Edwards entwickelte die In-vitro-Fertilisation, sprich die Befruchtung im Reagenzglas. Das erste Baby, das mit dieser Methode entstand, kam im Jahr 1978 in England zur Welt. Weiterentwicklungen verbesserten die Erfolgschancen der Methode weiter. Inzwischen sind weltweit viele Millionen Babys aus einer künstlichen Befruchtung geboren worden.
2013: Wie Zellen ihre Signale weiterleiten
Den Medizin-Nobelpreis teilten sich der Deutsche Thomas Südhof und die beiden US-Forscher James Rothman und Randy Schekman. Sie wurden dafür ausgezeichnet, dass es ihnen gelungen ist, wichtige Transportmechanismen in Zellen zu entschlüsseln. Defekte in diesem Zell-Transportsystem sind die Ursache für bestimmte Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson oder auch Diabetes.
2018: Entfesseltes Immunsystem bekämpft Krebs
In uns allen steckt eine natürliche Abwehr gegen Tumore, man muss nur die natürlichen Bremsen im Immunsystem lösen. James P. Allison und Tasuku Honjo haben mit ihrer Forschung die Grundlage für eine Krebstherapie gelegt, bei der selbst Tumoren sich zurückbilden, die bereits Metastasen gebildet hatten. Nach Ende der Therapie blieben viele Patienten krebsfrei - ein riesiger Durchbruch.