"Nomadland" räumt bei den Oscars ab
26. April 2021Das Roadmovie "Nomadland" ist der große Sieger der diesjährigen Oscars. Das Sozialdrama über Arbeitsnomaden in den USA gewann am Sonntag in Los Angeles den Oscar als bester Film sowie zwei weitere goldene Statuen: Regisseurin Chloé Zhao wurde als zweite Frau in der 93-jährigen Geschichte des Filmpreises mit dem Regie-Oscar ausgezeichnet. Vor ihr war das nur Kathryn Bigelow mit dem Kriegsdrama "Tödliches Kommando - The Hurt Locker" im Jahr 2010 gelungen.
Hauptdarstellerin Frances McDormand bekam die Auszeichnung als beste Hauptdarstellerin - bereits zum dritten Mal in ihrer Karriere. Die 63-jährige US-Amerikanerin spielt in "Nomadland" eine Frau, die aus wirtschaftlicher Not ihr Hab und Gut in ein Auto lädt und als Nomadin durch die Vereinigten Staaten zieht.
Abruptes Ende
Zum besten Hauptdarsteller wählten die rund 9000 Mitglieder der US-Filmakademie den Briten Anthony Hopkins für seine Darstellung eines demenzkranken Mannes in "The Father". Der 83-Jährige ist damit der bislang älteste Schauspieler, der die Auszeichnung in dieser Kategorie erhielt. Er konnte den zweiten Oscar seiner Karriere jedoch nicht persönlich in Empfang nehmen. So endete die Preisverleihung etwas unvermittelt ohne Dankesrede.
Denn der für die Show verantwortliche Filmregisseur Steven Soderbergh hatte diesmal mit einer langjährigen Tradition gebrochen: Als letzte Kategorie wurde nicht wie sonst üblich der beste Film gekürt, sondern der beste Schauspieler, was zu Verwunderung und Kritik im Netz führte.
Persönlicher Anstrich
Wegen der Corona-Pandemie hatte die 93. Verleihung der Academy Awards einen deutlich kleineren Rahmen als sonst. Als Hauptschauplatz der Oscar-Show diente das historische Bahnhofsgebäude der Union Station in Los Angeles. Die Nominierten saßen wie in einem Varieté in Sitzgruppen an Tischen und nicht wie sonst üblich im Saal des großen Dolby Theatre, was der Gala einen intimeren und persönlicheren Anstrich verlieh.
Auch auf einen Moderator wurde diesmal verzichtet, es gab lediglich die prominenten Laudatoren, die die Gewinner verkündeten. Aufgrund der Reiseschwierigkeiten durch die Corona-Auflagen konnten aber nicht alle Oscar-Kandidaten und Laudatoren nach Hollywood kommen - sie wurden von internationalen Standorten per Video zugeschaltet.
In den Nebendarsteller-Kategorien triumphierten zwei nicht-weiße Nicht-Amerikaner: Die Südkoreanerin Yuh-Jung Youn und der schwarze Brite Daniel Kaluuya. Die 73-jährige Youn wurde für ihre Leistung in "Minari - Wo wir Wurzeln schlagen" ausgezeichnet. Darin spielt sie die Großmutter einer koreanischen Familie in den USA.
Der 32 Jahre alte Kaluuya erhielt den Preis für seine Rolle in "Judas and the Black Messiah". In dem Film über die Black Panther Party in den 1960er Jahren verkörpert er den Bürgerrechtler und Aktivisten Fred Hampton. Dieser Film bekam auch den Oscar für den besten Song: "Fight For You" von H.E.R., Dernest Emile II und Tiara Thomas.
Enttäuschte Hoffnungen
Mit weiteren Preisen wurden ebenfalls Filme über Nicht-Weiße gewürdigt: Sergio Lopez-Rivera, Mia Neal und Jamika Wilson etwa gewannen in der Sparte Make-up/Frisur für das Musikdrama "Ma Rainey's Black Bottom" über die schwarze Sängerin Ma Rainey. Für das beste Kostümdesign wurde Ann Roth ausgezeichnet - für denselben Film. Als bester Dokumenarfilm wurde die Netflix-Produktion "My Octopus Teacher" ausgezeichnet.
Die deutschen Oscar-Hoffnungen erfüllten sich diesmal nicht, obwohl gleich drei deutsche Koproduktionen im Rennen waren. Den Oscar für den besten internationalen Film sicherte sich die dänische Sozialsatire "Der Rausch" von Regisseur Thomas Vinterberg. Er widmete den Preis seiner Tochter Ida. Sie sollte Teil des Films werden, doch kurz nach Beginn der Dreharbeiten war sie bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen.
jj/fab (dpa, afp)