Nordafrikas Revolutionen und ihre Frauen
8. März 2011Mit Blick auf Nordafrika sagten die beiden Vizepräsidentinnen der Europäischen Kommission, Catherine Ashton und Viviane Reding, in einer gemeinsamen Erklärung, dass Frauen im Zentrum der Diskussionen über die zukünftige Ausgestaltung der Demokratie in der Region stehen müssten. "Wir hoffen, dass die Schlüsselrolle, die Frauen bisher gespielt haben, sich vollständig wiederfindet in dem institutionellem Wandel, der gerade in der Region stattfindet", so Ashton und Reding.
Ähnlich hatte sich Navanethem Pillay, die Hohe Kommissarin der Vereinten Nationen für Menschenrechte, bereits am Montag (07.03.2011) geäußert. Sie appellierte an die neuen Regierungen in Ägypten und Tunesien, dass die Gleichberechtigung von Mann und Frau in den Grundgesetzen der beiden Ländern Eingang finden müsse. "Frauenrechte sollten ganz oben auf der neuen Prioritätenliste stehen", so Pillay.
Verschlechtert sich die Lage der Frauen?
Keine einzige Frau wurde in die ägyptische Verfassungskommission berufen. In dem neuen Kabinett sind weniger Frauen als vor der Revolution vertreten. In Tunesien ist die Lage ähnlich. Der gestürzte Diktator Zine el Abidine Ben Ali hatte sich sehr um ein frauenfreundliches Bild bemüht. Die islamischen Kräfte setzen nun allerdings auf ein konservativeres Rollenbild.
Dies führt zu Befürchtungen, dass die Rechte der Frauen in Nordafrika nicht genug Beachtung finden könnten. So äußerte sich UN-Kommissarin Navanethem Pillay besorgt darüber, dass die Reformen in Ägypten nur mit sehr geringer Beteiligung von Frauen duchgeführt werden. Sie sieht Anhaltspunkte dafür, dass einige Reformen diskriminierend sein könnten. "Frauen und Männer im Mittleren Osten und in Nordafrika müssen sicherstellen, dass das nicht der Fall ist", so Pillay. Gesellschaften in denen Frauen aus dem öffentlichen Leben ausgeschlossen seien, könnten nicht als wirklich demokratisch bezeichnet werden. "Frauen muss es ermöglicht werden die Zukunft des Landes mitzugestalten indem sie bei den institutionellen Reformen von Beginn an miteinbezogen werden", ergänzte die UN-Kommissarin für Menschenrechte.
Frauenrechte nicht nur in Nordafrika stärken
Die Direktorin des Deutschen Instituts für Menschenrechte, Beate Rudolf, erklärte am Dienstag, dass die Frauenrechte in Ländern wie Tunesien und Ägypten im derzeitigen Demokratisierungsprozess gezielt gestärkt werden müssten. Im Deutschlandradio Kultur sagte sie: "Es geht nicht darum, von außen etwas aufzupropfen, sondern zu stärken, was in den Ländern vorhanden ist." Allerdings bleibt nicht nur in Nordfrika noch viel zu tun. So macht die Hilfsorganisation Menschen für Menschen anlässlich des Weltfrauentags auch auf die schlechte Situation der Frauen in Äthiopien aufmerksam.
Zwar haben Frauen laut äthiopischer Verfassung weitgehend dieselben Rechte wie Männer. Im Alltag sieht es allerdings oft anders aus. Da die Frauen in der Regel alleine für den Haushalt verantwortlich seien, bleibe ihnen kaum Zeit für eine Schul- oder Berufsausbildung oder eine geregelte Arbeit, erklärt Almaz Böhm, geschäftsführendes Vorstandsmitglied von Menschen für Menschen. Darum seien die Frauen von der Armut auch am stärksten betroffen. "Für die wirtschaftliche Weiterentwicklung des Landes ist es von großer Bedeutung, dass Männer und Frauen gleichermaßen in der Lage sind, ihren Beitrag zu leisten", so Böhm. Sie forderte dazu auf, die Frauen mit Brunnen und holzsparenden Öfen von ihrer täglichen Arbeit zu entlasten und sie mit Hilfe von Trainingsprogrammen und Kleinkrediten zur wirtschaftlichen Unabhängigkeit zu verhelfen.
Autor: Marco Müller (dpad, dpae, epd, afpe, rtre)
Redaktion: Christine Harjes