Nordkorea: Erstes Konzert westlicher Band
19. August 2015Die umstrittene slowenische Gruppe Laibach hat vor einem Publikum von etwa 1.500 Menschen ein Konzert in der nordkoreanischen Hauptstadt gegeben. Ausländische Besucher des Konzertes erzählten, die Reaktionen beim Publikum seinen positiv, jedoch auch zurückhaltend gewesen. Rund ein Zehntel des Publikums sollen Ausländer gewesen sein - Diplomaten, Mitarbeiter bei Nichtregierungsorganisationen und Touristen.
Vorwurf gegen die Band: Totalitarismus wird verherrlicht
Laibach verbindet live schrille Industrie-Klänge, viel Stahl-Deko und psychodelische Videos. Die 1980 gegründete Band gilt als Vorbild für die deutsche Band Rammstein. Die Slowenen sind umstritten, da sie mit stalinistischen und faschistischen Symbolen spielen. So haben sie ihre Konzerte wie politische Aufmärsche inszeniert und Albumcover mit Hakenkreuzen veröffentlicht. Kritiker unterstellten der Band, mit dem Totalitarismus zu sympathisieren und diesen zu glorifizieren. Befürworter der Gruppe sind wiederum davon überzeugt, dass Laibach totalitäre Ideologien verspottet.
Das 45-minütige Konzert in Pjöngjang wich in Teilen stark vom regulären Set der Band ab. So spielte Laibach unter anderem mehrere Cover - darunter Lieder aus "The Sound of Music" wie "Edelweiss" und "Do-Re-Mi" - das Filmmusical ist in Nordkorea sehr bekannt. Sie trugen auch ein koreanisches Volkslied in Begleitung eines nordkoreanischen Pianisten vor.
Kaum westliche Musik erlaubt
Mitglieder der nordkoreanischen Regierung seien bei dem Konzert nicht anwesend gewesen, heißt es in einem Bericht des Nachrichtenportals 24ur.com. Einige Lieder seien jedoch noch kurz vorher von der Regierung gestrichen und Videoprojektionen geändert worden.
Laibach plant für Donnerstag einen weiteren Auftritt in Nordkorea. Organisiert wurden die Konzerte von dem norwegischen Künstler Morten Traavik, der schon mehrmals Projekte in dem abgeschotteten Land veranstaltet hatte. Nach seinen Angaben wurde die Gruppe persönlich von den Behörden zum 70. Jahrestag des Weltkriegsendes eingeladen, an dem Pjöngjang vor allem die Befreiung der koreanischen Halbinsel von der japanischen Besatzung feiert.
Die sechsköpfige Band ist die erste westliche Rockband, die in Nordkorea live spielen darf. Die nordkoreanische Regierung schränkt die Musik, die seine Bürger hören dürfen, stark ein. Musik aus dem Ausland hat in dem abgeschotteten Land jedoch im letzten Jahrzehnt mehr Verbreitung gefunden durch ins Land geschmuggelte USB-Sticks und CDs.
mb/sp (dpa, afp)