Nordkorea meldet Test von Flugabwehrrakete
1. Oktober 2021Nordkorea hat nach eigenen Angaben seine Tests neu entwickelter Raketen fortgesetzt. Beim jüngsten Test sei erfolgreich eine Flugabwehrrakete erprobt worden, berichten staatlich kontrollierte Medien. "Der Test ist von hoher praktischer Bedeutung für die Entwicklung verschiedener künftiger Flugabwehrraketensysteme", meldet die amtliche Nachrichtenagentur KCNA, die sich auf eine Mitteilung der Akademie für Verteidigungswissenschaften, eines Waffenentwicklers, berief. Es seien "neue Schlüsseltechnologien" eingeführt worden, um Ziele in der Luft in größerer Entfernung genau zu treffen.
Staatschef Kim Jong Un hat diesem Test offenbar nicht beigewohnt. Stattdessen beaufsichtigte Pak Jong Chon den Test, meldet die staatliche Nachrichtenagentur KCNA. Er ist Mitglied des machtvollen Politbüros und des Zentralkomitees der regierenden Arbeiterpartei. Unklar ist, wie groß die Reichweite der angeblich erprobten Rakete ist. Das Militär Südkoreas bestätigte den Test im abgeschotteten Nachbarland zunächst nicht.
Besorgnis wegen Hyperschallrakete
Nordkorea, das wegen seines Atomwaffenprogramms internationalen Sanktionen unterworfen ist, hatte im September mit einer Reihe neuer Raketentests für Unruhe gesorgt. Am Dienstag hatte das Land nach eigenen Angaben eine sogenannte Hyperschallrakete erfolgreich getestet. Sollten die nordkoreanischen Angaben zutreffen, hätte das international isolierte Land eine weitere Etappe bei der Aufrüstung seines Waffenarsenals erreicht. Hyperschall-Raketen sind sehr schnell und flexibel, was ihre Zerstörung durch Raketenabwehrsysteme stark erschwert. Zahlreiche westliche Staaten hatten den mutmaßlichen Hyperschall-Raketentest scharf verurteilt.
Nordkorea hatte zudem davor zwei Kurzstreckenraketen abgefeuert. Südkoreas Präsident Moon Jae In bezeichnete den Test als "Provokation". UN-Resolutionen untersagen Nordkorea den Test von ballistischen Raketen, die je nach Bauart auch einen Atomsprengkopf tragen können. Auch teilte Nordkorea mit, zwei Marschflugkörper "von großer strategischer Bedeutung" getestet zu haben. Anders als ballistische Raketen verfügen Marschflugkörper über einen permanenten eigenen Antrieb.
Pjöngjang treibt seit Jahren die Entwicklung von Raketen voran, die nicht nur Südkorea und Japan treffen, sondern auch Atomsprengköpfe bis in die USA tragen können. Das Land hat sich selbst zu einer Atommacht erklärt. Sein Status wird aber vor dem Hintergrund der Verhandlungen über sein Atomprogramm eher offengehalten.
UN-Sicherheitsrat tritt zusammen
An diesem Freitag will der UN-Sicherheitsrat in einer Dringlichkeitssitzung über die Lage beraten. Die Sitzung war auf Antrag Russlands und Chinas um einen Tag verschoben worden, wie aus Diplomatenkreisen verlautete. Die beiden Staaten wollten demnach mehr Zeit, um die Situation zu beurteilen. Die USA, Großbritannien und Frankreich hatten die Sitzung beantragt, nachdem Nordkorea den Test der Hyperschallrakete bekanntgegeben hatte.
kle/sti (dpa, rtr, afp)