Nordkorea: Test einer Interkontinental-Rakete
4. Juli 2017Nordkorea hat bei seinem jüngsten Waffentest nach eigenen Angaben eine Interkontinental-Rakete (ICBM) abgefeuert. Das Geschoss vom Typ Hwasong-14 habe eine Höhe von 2800 Kilometern erreicht und sein Ziel nach genau 39 Minuten Flugzeit präzise getroffen, teilte der international nahezu völlig isolierte Staat mit. Nordkorea habe die Fähigkeit, überall auf der Welt Ziele mit Raketen zu treffen, hieß es im staatlichen Fernsehen.
Südkoreas Militär ginge jedoch davon aus, dass Nordkorea nur eine Mittelstreckenrakete von großer Reichweite abgeschossen habe, sagte Südkoreas Präsident Moon Jea In laut seinem Büro bei einem Treffen des Nationalen Sicherheitsrats. Das Militär schloss aber die Möglichkeit nicht aus, dass es sich doch um eine ICBM gehandelt haben könnte. Moon verurteilte den Raketentest als Provokation, die nicht hingenommen werden könne und als Verletzung von UN-Resolutionen. Diese verbieten Nordkorea den Test ballistischer Raketen. Nordkorea hatte die internationale Gemeinschaft zuletzt mehrfach mit Raketentests provoziert.
Nach Angaben der südkoreanischen Streitkräfte und des japanischen Verteidigungsministeriums hat das erneut erprobte Raketengeschoss des autoritär geführten und isolierten Staats Nordkorea eine Distanz von bis zu 900 Kilometern und eine Flughöhe von 2500 Kilometern erreicht.
Russland widersprach inzwischen den nordkoreanischen Angaben. Das Verteidigungsministerium in Moskau gehe davon aus, dass lediglich eine Mittelstreckenrakete erprobt worden sei, meldete die Nachrichtenagentur RIA. Das Geschoss habe demnach eine Höhe von 535 Kilometer erreicht und sei etwa 510 Kilometer weit geflogen, ehe es vor Japan ins Meer gestürzt sei. Für Russland habe der Test keine Bedrohung dargestellt.
Mithilfe Chinas gefordert
Der neuerliche Raketentest fällt mit dem Unabhängigkeitstag der USA am 4. Juli zusammen. US-Präsident Donald Trump forderte in einer ersten Reaktion China als Nordkoreas engsten Verbündeten auf, den "Unsinn" mit entschiedenen Schritten "ein für alle Mal zu beenden". Das chinesische Außenministerium betonte daraufhin: "Chinas Beitrag ist allgemein anerkannt, und es spielt eine unverzichtbare Rolle." Zugleich rief Peking alle Seiten in der Region zur "Zurückhaltung" auf.
China wies außerdem die Vorwürfe von Trump zurück, Peking mache nicht genug Druck auf Pjöngjang. Das chinesische Außenministerium erklärte, es setze sich "unnachgiebig" für eine Lösung der Spannungen in der Region ein. China gilt als Verbündeter der Führung in Pjöngjang.
Der chinesische Staatschef Xi Jinping und der russische Präsident Wladimir Putin beraten in Moskau über die Lage. Beide Seiten wollten dabei eine Verhandlungslösung voranbringen, hieß es von chinesischer Seite.
Moskau und Peking fordern gemeinsam Moratorium
Der erneute Raketentest löste international scharfen Protest aus. Russland und China forderten gemeinsam ein Aussetzen von Nordkoreas Atom- und Raketenprogramm und zugleich den Verzicht der USA und Südkoreas auf großangelegte gemeinsame Militärmanöver. Das russische und das chinesische Außenministerium legten einen entsprechenden Vorschlag in einer gemeinsamen Erklärung vor.
Dem südkoreanischen Militär zufolge wurde die ballistische Rakete in Panghyon, in der westlichen Provinz Nord Phyongan, gestartet. Auf einer normalen Flugbahn kann eine Interkontinentalrakete bis zu 6000 Kilometer weit fliegen. Als Interkontinentalraketen gelten Raketen mit einer Reichweite von mehr als 5500 Kilometern. Sie werden üblicherweise mit Atomsprengköpfen bestückt und folgen nach Verlassen der Erdatmosphäre einer ballistischen Flugbahn.
pab/as (afp, rtr)