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NRW testet Katastrophen-App

19. Februar 2015

Schicke App statt altmodischer Sirene: In Nordrhein-Westfalen wird eine App getestet, die bei Katastrophen Warnmeldungen auf Smartphones schickt. Im Erfolgsfall sollen alle Bundesbürger die App nutzen können.

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Ein Hand hält ein Smartphone mit der Kartendarstellung einer App (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/F. Erichsen

Der Startschuss für die bundesweit einzigen Pilot-Versuche fiel bei den Feuerwehrleitstellen in Düsseldorf und Gütersloh. Dort soll die App zwei Wochen lang mit rund 200 Testpersonen erprobt werden. Das Anwendungsprogramm wird vom Bundesamt für Bevölkerungshilfe und Katastrophenschutz (BBK) mit Sitz in Bonn bereitgestellt. Es soll per Eilmeldung auf dem Smartphone vor Hochwasser, Großbränden, giftigen Rauchwolken, Bombenentschärfungen oder anderen Gefahren warnen.

Die ersten Test-Warnungen seien reibungslos verschickt worden, berichtete der Sprecher der Feuerwehrleitstelle Düsseldorf, Heinz Engels. Die Feuerwehr sieht das neue Warnsystem als einen weiteren Baustein der Gefahrenabwehr. "Es geht darum, möglichst viele Menschen auf unterschiedlichsten Wegen zu erreichen", sagte Engels.

Schnelle und direkte Info

Bisher befinden sich die Sendestellen für zentrale Warnungen nur bei den Innenministerien von Bund und Ländern sowie dem BBK. Abgesetzt werden die Warnhinweise in Sekundenschnelle an Rundfunkanstalten, Presse-Agenturen, Internetanbieter und Pager-Dienste. Über die neue App könnten künftig die Leitstellen Warnhinweise direkt verschicken können – also ohne den Umweg über Medien.

Wenn die Tests der satellitengestützten Technik erfolgreich laufen, will Nordrhein-Westfalen alle Leitstellen mit dem modularen Warnsystem ausstatten. Anders als bei Sirenen erfahre der Bürger über sein Smartphone sofort den Anlass für den Alarm und erhalte Verhaltensregeln, sagte ein Sprecher des Innenministeriums in Düsseldorf der Deutschen Presse-Agentur in Düsseldorf.

Falls sich die App in der Praxis bewährt, könnte das System bald allen Bundesbürgern kostenlos zur Verfügung gestellt werden, ergänzt Katja Evertz, stellvertretende Sprecherin des BBK. Die App befinde sich aktuell allerdings noch im Beta-Status. "Sie funktioniert schon, ist aber noch nicht frei verfügbar."

Nützlicher Weck-Effekt

Als wichtigen Vorteil hebt Evertz hervor, dass ein Alarm die betroffene Bevölkerung rascher und sicherer erreicht. "Wenn mitten in der Nacht etwas passiert, hat kaum jemand das Radio eingeschaltet", sagt die Sprecherin. "Die Handy-App hat dagegen einen Weck-Effekt."

Wenn die Anwender eine Ortung durch die App zulassen, erhalten sie die Warnungen nur für ihren jeweiligen Standort. Was in einem Katastrophenfall zu tun ist, bestimmen die Feuerwehrleitstellen vor Ort. Auf einer Landkarte am Computer könnten sie genau einkreisen, in welchem Gebiet Smartphone-Nutzer etwa vor Großbränden oder giftigen Dämpfen gewarnt werden sollen.

Die App soll aus dem modularen Warnsystem, vom Deutschen Wetterdienst bei Unwetter- und Waldbrandgefahr sowie vom Bundesamt für Seeschifffahrt zur Hochwasserwarnung gespeist werden. Sie wurde für das Apple-System iOS und das Google-Betriebssystem Android entwickelt. Es ist aber auch ein Web-Programm geplant, damit auch die Bürger Warnungen lesen können, die kein Smartphone besitzen.

kle/cr (dpa, wdr.de)