Norman Foster: Der Stararchitekt wird 85
Scharfkantig, modern: Die Formensprache des Briten Norman Foster machte weltweit Schule. Auch in Deutschland fanden seine Entwürfe viele Fans.
Ein Wahrzeichen für Berlin
Einer seiner bekanntesten Entwürfe und ein Muss für alle Berlin-Touristen: Mit seiner Kuppel für das Berliner Reichstagsgebäude schenkte Norman Foster der Stadt ein neues Wahrzeichen und eine vielbesuchte Attraktion. Der Architekt beugte sich der Politik, denn ursprünglich wollte er "jede Erhebung auf dem Dach" vermeiden.
Überdacht
Im Winter zu kalt, im Sommer zu heiß? Da ließ man den Innenhof des Smithsonian Museums, eines der größten Museen in Washington, nach Plänen von Norman Foster überdachen. In 27 Metern Höhe entstand - dank ausgeklügelter Ingenieurskunst - eine aus Deutschland stammende, wellenförmige Stahl-Glas-Konstruktion. Das Museum gewann Platz für Veranstaltungen und Konzerte.
Verschlungen
Wie eine riesige blaue Gurke schraubt sich der Swiss Re Tower in den Himmel. Der 180 Meter hohe Wolkenkratzer steht seit 2004 im Finanzbezirk Londons. Die Architekten Foster und Ken Shuttleworth entwarfen ein Tragwerk, das aus ineinander verschlungenen Helixsträngen besteht, einer Art Schlauchgeflecht. Der Formgebung folgt die Verkleidung aus dreieckigen und rautenförmigen Glaselementen.
Befreit
Freies Bauen für freie Geister: Für die Philologische Bibliothek der Freien Universität Berlin entwarf Foster einen kompakten, mehrgeschossigen Stahlbetonbau mit zwei Gebäudekernen. Diese "innere Baukonstruktion" wird von einer freitragenden, kuppelartigen Gebäudehülle weit umspannt. Darunter finden 700.000 Bücher aus insgesamt elf verschiedenen philologischen Bibliotheken Platz.
Gewandelt
Arbeit, Kultur und Leben, Vergangenheit und Zukunft: Scheinbare Gegensätze brachte Foster unter einen Hut, als er 2007 seinen Masterplan für Duisburg vorlegte. Die deutsche Industriestadt am Rhein stand wegen des Strukturwandels vor besonderen Herausforderungen. Der Duisburger Innen-Hafen mit seinen alten Mühlen- und Speichergebäuden entwickelte sich danach zu einem grünen Zentrum am Wasser.
Überspannt
Pilgerstätte des modernen Fußballs: Das Wembley-Stadion steht im Londoner Stadtbezirk Brent. Fosters Neubau ersetzte die legendäre Arena von 1923 und fasst 90.000 Zuschauer. Über dem Oval spannen sich ein 133 Meter hoher Gerüstbogen und ein bewegliches Dach. Das "Wembley" zählt zu den zehn größten Stadien der Welt. Mit ihm hat sich Norman Foster auch in der Welt des Sports ein Denkmal gesetzt.
Beschwingt
Die Millennium Bridge in London führt als Fußgängerbrücke über die Themse. Sie verbindet die Innenstadt mit dem Stadtteil Southwark. Von der erdverankerten Hängebrücke aus genießt man den besten Blick auf die St Paul's Cathedral. Wegen starker Querschwingungen musste Fosters Bauwerk mehrfach saniert werden. Die Londoner tauften sie "Wackelbrücke".
Ästhetisch
Brückenschlag der Extreme: Das Viadukt von Millau führt in Südfrankreich die Autobahn A75 über den Fluss Tarn in Richtung Barcelona. Norman Foster verlieh dem Entwurf des Konstrukteurs Michel Virlogeux ästhetische Gestalt. Seit der Einweihung im Jahr 2004 ist das Viadukt mit 2460 Metern Spannweite die längste Schrägseilbrücke der Welt. Das höchste Bauwerk Frankreichs ist es ohnehin.
Glänzend
Wie zwei ineinander verschmolzene Sanddünen erhebt sich das wellenförmige Gebäude des Expo-Pavillons der Vereinigten Arabischen Emirate. Auf der Weltausstellung 2010 in Shanghai setzte der Entwurf von "Foster und Partner" einen architektonischen Glanzpunkt und begeisterte die Besucher. Die 20 Meter hohe Edelstahl-Fassade reflektiert tagsüber das Sonnenlicht und lässt das Gebäude golden schimmern.
Verformt
Am Südufer der Themse, zwischen Tower Bridge und dem Bahnhof London Bridge, erhebt sich die neue City Hall von London. Seine knollenartige Form verdankt das Rathaus dem Zwang zum Energiesparen. Architekt Foster ließ dafür die Gebäude-Oberfläche verringern. Manche vergleichen das Gebäude mit dem Helm von Darth Vader oder einem eingedrückten Ei.
Vielfach geehrt und mit Preisen überhäuft
Lord Norman Foster ist einer der ganz großen Architekten. Königin Elisabeth II. erhob ihn in den Adelsstand. Foster ist Ehrenmitglied im Bund Deutscher Architekten, gehört dem deutschen Orden Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste an, ebenso dem britischen Order of Merit. Auch mit dem Pritzker-Preis wurde der britische Architekt bedacht, der am 1. Juni 2020 seinen 85. Geburtstag feiert.