Norwich City: Aufstieg made in Germany
28. April 2019Im Dunst aus Bier, Schweiß und Glückseligkeit ließ Daniel Farke seinen Emotionen freien Lauf. Seine Aufstiegshelden von Norwich City hüpften und grölten in der Kabine, als der deutsche Teammanager den Schampus köpfte und die grün-gelbe Party an der Carrow Road endgültig freigab. "We. Are. Premier League. We are Premier League!", sangen die Spieler vergnügt.
Nach drei Jahren Abwesenheit feierte Norwich City auch dank deutschen Know-hows ausgelassen die Rückkehr in die englische Fußball-Eliteliga. "Dieses Glücksgefühl, es geschafft zu haben, ist überwältigend", sagte Farke und sprach von einem "Endorphin-Silvester - eine Gefühlsrakete folgt der nächsten".
Mit 2:1 (2:1) hatte sich die mit viel Bundesligaerfahrung ausgestattete Mannschaft des 42-Jährigen am Samstagabend gegen die Blackburn Rovers durchgesetzt. In der Championship sind die "Canaries" vor dem letzten Spieltag wie auch Sheffield United nicht mehr von den beiden direkten Aufstiegsrängen zu verdrängen.
Farke: fünfter deutscher Cheftrainer in der Premier League
Bei den Feierlichkeiten stand ein Mann immer wieder im Mittelpunkt: Daniel Farke. Im Sommer 2017 war er von der zweiten Mannschaft des BVB in den Osten Englands gekommen. Zwei Jahre später hat Farke dort Kultstatus erreicht. In den Schaufenstern der Fanshops hängen Schals mit seinem Namen, nach dem Aufstieg feierten ihn Tausende auf den Rängen. Auch Englands Presse würdigte den Deutschen. "Farke-ing brilliant", schrieb die Daily Mail.
Die Saison 2018/19 ist der bisherige Höhepunkt in der Laufbahn des gebürtigen Ostwestfalen. 91 Punkte aus 45 Spielen hat sein Team geholt, mit 91 Toren stellt Norwich die beste Offensive der Liga. Mit dieser Empfehlung wird Farke der insgesamt fünfte deutsche Cheftrainer in der Premier League - und der zweite Teammanager nach David Wagner (2017 mit Huddersfield), dem in England der Aufstieg in die Milliardenliga gelungen ist.
"Wir haben etwas Außergewöhnliches erreicht", sagte Farke, der mit Norwich künftig im Konzert der Großen mitspielen wird. Gedanklich war er am Samstagabend aber mit der Gegenwart beschäftigt. "Ich beschäftige mich jetzt noch nicht mit Pep Guardiola oder Jürgen Klopp", sagte er: "Ich will feiern!" Das tat Norwich City bis tief in die Nacht mit reichlich Unterstützung aus Deutschland. Acht Profis mit deutscher Staatsbürgerschaft spielen nicht zuletzt wegen Farke für City. Hinzu kommen etliche weitere Spieler, die früher in der Bundesliga aufliefen.
Kreative Fans
Hierzulande vergessene Spieler wie Moritz Leitner, Marco Stiepermann, Onel Hernandez, Christoph Zimmermann, Dennis Srbeny und Tom Trybull entwickelten sich zu Leistungsträgern. "Ich werde ein paar Biere trinken", sagte Stiepermann, am Samstag Torschütze zum 1:0. Der frühere Schalker Teemu Pukki schwang sich mit 28 Toren und zehn Vorlagen zum Topscorer auf.
Den Fans gefällt das Gütesiegel "Made in Germany", sie singen in Anlehnung an einen Blur-Song: "All the Germans! So many Germans!" Künftig wird dieser Gesang in den Stadien der Premier League zu hören sein.
sw/to (dpa)