Nostalgisch schön: Mit Theodor Fontane durch Brandenburg
Paris war ihm Touristenfalle, Edinburgh das Athen des Nordens. Doch dann entdeckte der Romancier und Reiseautor Theodor Fontane Brandenburg als Reiseziel: Schlösser, Seen, Friedhöfe - und ganz viel Geschichte.
Reisebeschreibungen von Land und Leuten
Theodor Fontane ist mit gesellschaftskritischen Werken wie "Effi Briest" zum großen deutschen Romancier des 19. Jahrhunderts geworden. Ebenso berühmt sind seine Reiseführer zu nostalgischen Orten, Dorf- und Schlachtplätzen in Schottland und Brandenburg. Fontanes Heimatstadt Neuruppin in Brandenburg hat ihm dafür ein Denkmal gesetzt. Seit 2019 auch als Ampelmännchen.
Geburtshaus in Neuruppin
Vor 200 Jahren, am 30. Dezember 1819, erblickt Theodor Fontane als Sohn eines Apothekers in Neuruppin das Licht der Welt. Der Ort, eine Autostunde nördlich von Berlin, wird später zum Startpunkt seiner fünfbändigen "Wanderungen durch die Mark Brandenburg". Es ist sein bedeutendstes Reisewerk. Als Erster entdeckt er das ländliche Umland von Berlin und Potsdam als touristisches Reiseziel.
Schloss Rheinsberg: Verblasster Glanz der Vergangenheit
Als der Tourismus um 1850 volle Fahrt aufnimmt, reist auch Fontane. London, Paris, Schottland. Loch Leven Castle in den Highlands erinnert ihn an Schloss Rheinsberg (Bild), das einstige Prinzenschloss von Friedrich II., das zu Fontanes Zeiten wüst und verlassen stand. Die Idee zu den Wanderungen durch Brandenburg ist geboren: "Erst die Fremde lehrt uns, was wir an der Heimat haben."
Spaziergang auf dem Klosterfriedhof Lindow
Ab 1859 wird Fontane zum Wanderer durch Brandenburg. Erste Streifzüge führen ihn ins Ruppiner Land, in die Landschaften und Dörfer rund um Neuruppin. Der mit Efeu umrankte Klosterfriedhof am Wutzsee wird einer seiner Lieblingsplätze. Vom Kloster selbst ist nur die Ruine geblieben. Ein Ort der Vergänglichkeit, den man heute noch fast wie zu Fontanes Zeit erleben kann.
Inspirierende Landschaft Stechlinsee
"An einem Sommermorgen, da nimm den Wanderstab, es fallen Deine Sorgen wie Nebel von Dir ab." Fontane macht in seinen Reisebeschreibungen auch die Natur am Stechlinsee zu einer historisch-poetischen Landschaft. Dieser klarste See Norddeutschlands ist heute wie vor 150 Jahren ein beliebtes Ziel von Städtern, die sich nach Idylle und Ruhe sehnen.
Ein reizender Anblick: die Spreewald-Gondolieri
Den Spreewald im Süden Brandenburgs hat sich Fontane ebenfalls in seinen Wanderungen vorgenommen. Er lobt darin die stattlichen Fährleute. Sie schippern Gurken, Heu und Touristen bei der obligatorischen Kahnfahrt von Lübbenau nach Lehde. Das heutige Biosphärenreservat Spreewald durchziehen insgesamt 970 Kilometer Wasserläufe, die diese einzigartige Landschaft formen.
Lehnin, das älteste Zisterzienserkloster der Mark
"Es spiegeln sich in deinem Strome Wahrzeichen, Burgen, Schlösser, Dome", schreibt Fontane über die Orte am Fluss Havel im dritten Band der Wanderungen. Das Kloster Lehnin gelte dabei als das größte, reichste, wenn auch nicht schönste der Region. In der von außen schlichten Backsteinkirche überrascht ein üppiger Bildschmuck im Innenraum.
Fehrbellin, Ort der großen Schlacht
Die Landschaft rund um Fehrbellin ist heute noch ein Ziel für Geschichtstouristen. Die Kopie der Berliner Siegessäule erinnert an die legendäre Reiterschlacht von 1675, die zur Gründung Preußens als Staat führte. Dieser Sieg war für den Schriftsteller "das Beste". Außerdem verbindet er mit dem Ort "allerhand Liebes und Gutes": freundliche Einwohner und ein schlichtes Dorfleben.
Ribbeck: Ein Birnbaum als Touristenhit
Bis heute pilgern die Menschen in das Dorf, das durch Fontane berühmt wurde. Nicht durch seine "Wanderungen", sondern durch seine Ballade "Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland". Er erzählt darin die Sage des Gutsherren von Ribbeck, der aus seinem Grab einen Birnbaum für die Dorfkinder wachsen lässt. Heute schmückt ein ganzer Birnengarten das Dorfensemble des ehemaligen Gutshofs.
Ehrengrabmal in Berlin
Als Fontane am 20. September 1898 stirbt, wird er auf dem Friedhof der Französisch-Reformierten Gemeinde in Berlin begraben. Denn die meiste Zeit seines Lebens hat er in Berlin verbracht, ein Hauptschauplatz in seinen Romanen. Den Wanderungen durch die Mark Brandenburg hat Fontane bis zu seinem Lebensende immer wieder Neues hinzugefügt.