Notre Dame in Paris: Schöner als zuvor

Der Erzbischof von Paris Laurent Ulrich klopft mit seinem Bischofsstab gegen die Tür von Notre Dame. Das war der Beginn der feierlichen Zeremonie zur Wiedereröffnung der Kathedrale am 7. Dezember 2024, zu der rund 3000 Gäste geladen waren, darunter auch der designierte US-Präsident Donald Trump und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyi.

Bei der Eröffnungsfeier kam zum ersten Mal seit der Zerstörung der Kathedrale die Hauptorgel wieder zum Einsatz. Bei dem Brand war der Orgel zwar so gut wie nichts passiert - sie hat kein Löschwasser abbekommen und war während der Bauarbeiten abgedeckt gewesen. Dennoch wurde sie aufwändig restauriert.

Der französische Designer Jean-Charles de Castelbajac (74) hat die Gewänder für die Wiedereröffnung der Pariser Notre-Dame-Kathedrale entworfen. Das goldene Kreuz auf der Brust und die bunten Farbstrahlen sollen laut Castelbajac "auf epische Weise fast Super Power ausstrahlen." Die Gewänder sollen bei allen wichtigen Feiertagen von Bischöfen, Priestern und Diakonen getragen werden.

Dieses Bild ging um die Welt: Riesige Flammen schlugen aus dem Dach der ehrwürdigen Kathedrale. Rauch verdunkelte den Himmel über Paris. Nicht nur in Frankreich, wo Notre Dame quasi als Nationalheiligtum gilt, waren die Menschen blank entsetzt. Das Unvorstellbare war geschehen. Was den Brand auslöste, steht bis heute nicht fest - ein Kurzschluss? Die Zigarette eines Handwerkers?

Die Feuerwehr kämpfte vier Stunden, bis sie den Brand auf den Dachstuhl eingrenzen konnte. Der markante Vierungsturm stürzte ein und mit ihm drei Gewölbefelder. Im Chor klaffte ein Loch. Doch war das Ausmaß der Zerstörung nicht so groß wie zunächst befürchtet. Unversehrt blieb die gotische Madonna. Die deutsche Kathedralen-Expertin Barbara Schock-Werner nannte es "das Wunder von Notre Dame".

Notre Dame wurde zwischen 1163 and 1345 errichtet und gilt als weltberühmtes Beispiel für gotische Architektur. Das Feuer brachte zwar nicht die Glockentürme der Fassade zum Einsturz.Jedoch wurde das Dach ein Raub der Flammen und stürzte ein. Giftiger Bleistaub legte sich über Gewölbe und Innenraum. Unser Foto zeigt verkohlte Dachbalken, die auf dem Boden des Kirchenschiffs liegen.

Nicht nur für Frankreich war der Brand von Notre Dame am 15. April 2019 eine Katastrophe: Noch in der Brandnacht erklärte Staatspräsident Emmanuel Macron den Wiederaufbau der schwer beschädigten gotische Bischofskirche zum "nationalen Projekt". Nach nur fünf Jahren steht das Bauwerk nun frisch herausgeputzt da und wirkt, wie Macron versprach, "schöner als vorher".

Ein Blick, der staunen lässt: Die Wände sind von jahrhundertealtem Ruß und Dreck befreit. Durch die gereinigten Fenster fällt mehr Licht als vorher, was die frischen Farben und das Blattgold der Wandmalereien zum Strahlen bringt. Auch die 2300 Statuen und 8000 Orgelpfeifen wurden frisch geputzt und 1500 neue Stühle eingebaut. Fast 250 Unternehmen und Ateliers waren an der Restaurierung beteiligt.

Auch aus Deutschland kam schnelle Hilfe: Die Architektin und ehemalige Kölner Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner sorgte dafür, dass vier Obergadenfenster der Basilika in der Kölner Dombauhütte vom Bleistaub befreit und repariert werden konnten. Die Klöppel für die Glocken von Notre Dame lieferte ein Familienbetrieb aus dem niederbayerischen Anzenkirchen.

Noch unklar ist, wie Paris den Besucheransturm auf die frisch renovierte Notre Dame bewältigen will. Schon ist ein Streit um Eintrittsgebühren entbrannt. Die katholische Kirche lehnt diese ab. Die Stadt Paris erwägt, die Tiefgarage vor der Kathedrale in ein Besucherzentrum zu verwandeln. Eines scheint sicher: Die Straßenmaler an der Seine dürften bald wieder Hochkonjunktur haben.

Am Sonntag Abend (8.12.24) fand ein feierliches Konzert mit vielen internationalen Stars statt. Das Orchester, dirigiert von Gustavo Dudamel saß im Hauptschiff der Kasthedrale und begleitete Künstlerinnen und Künstler aus Klassik und Pop. Unter anderem dabei: Angelique Kidjo, Clara Luciani, der chinesische Pianist Lang Lang und die südafrikanische Sopranistin Pretty Yende.