Nur ein Runder Tisch zu Missbrauch
17. März 2010Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger hat ihre Idee eines eigenen Runden Tisches zur rechtlichen Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche aufgegeben. Es solle ein gemeinsames Gremium geben, in dem Prävention, Aufklärung, Opferentschädigung und rechtspolitische Konsequenzen beraten würden, sagte sie der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Man sei innerhalb der Bundesregierung im Gespräch, um möglichst schnell, vielleicht bereits am 23. April, mit einem breit aufgestellten Gremium starten zu können.
Diskussion aller gesellschaftlich relevanten Gruppen
Die Justizministerin hatte Ende Februar für einen Runden Tisch zur Aufarbeitung plädiert und damit Erzbischof Robert Zollitsch brüskiert. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz lehnte eine Debatte allein für die katholische Kirche ab, signalisierte aber Gesprächsbereitschaft, wenn sich alle gesellschaftlich relevanten Gruppen an der Diskussion beteiligen. Familienministerin Kristina Schröder und Bildungsministerin Annette Schavan haben ab dem 23. April zu einem eigenen Runden Tisch mit dem Schwerpunkt Vorbeugung eingeladen. Daran will die Deutsche Bischofskonferenz teilnehmen.
Merkel mit Entschluss zufrieden
Zunächst hatte das Justizministerium weiter einen eigenen Runden Tisch verfolgt. Der Zeitung sagte Leutheusser-Schnarrenberger aber nun, sie halte es für eine gute Idee, die gesamte Aufarbeitung der Missbrauchsfälle zu bündeln. Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich zufrieden, dass die Justizministerin einen gemeinsamen Runden Tisch mit der Bundesfamilienministerin und der Bundesbildungsministerin bilden will. Mit den Betroffenen und den Trägern der Einrichtungen müsse über die Vergangenheit und über die Zukunft gesprochen werden. Dabei müsse der Blick auf viele Bereiche der Gesellschaft gerichtet werden. Es habe keinen Sinn, sich bei der Aufklärung nur auf die katholische Kirche zu beschränken, sagte Merkel am Mittwoch (17.03.2010) in der Generalaussprache des Bundestages über den Haushalt.
Schwere Versäumnisse der Kirche eingeräumt
Der Sonderbeauftragte der katholischen Kirche für die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in Deutschland, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, hat schwere Versäumnisse der Kirche eingeräumt. "Da wo kein wirklicher Aufklärungswille vorhanden war und Täter einfach nur versetzt wurden, müssen wir in einer ganzen Reihe von Fällen gestehen, dass vertuscht worden ist", sagte Ackermann der "Rhein-Zeitung". Die Schuldfrage sieht der Bischof dabei weniger bei der Kirche als Institution, sondern bei den Tätern und denjenigen, die als Vorgesetzte ihrer Verantwortung nicht gerecht geworden seien. Er sei zuversichtlich, dass die Missbrauchsfälle nun zügig aufgearbeitet würden.
Autorin: Pia Gram (dpa, afp, epd)
Redaktion: Annamaria Sigrist