Separatisten behindern Wahl im Osten
25. Mai 2014In der Ukraine hat am Sonntagmorgen die Präsidentschaftswahl begonnen. Drei Monate nach dem Sturz des prorussischen Staatschefs Viktor Janukowitsch wird inmitten der schweren innenpolitischen Krise ein neues Staatsoberhaupt gewählt. Rund 35 Millionen Wahlberechtigte sind zur Stimmabgabe aufgerufen, die Wahllokale sind bis 20 Uhr Ortszeit (19 Uhr MESZ) geöffnet. In der Hauptstadt Kiew, in Lemberg (Lwiw) im Westen, in Charkiw im Osten und in Odessa im Süden des Landes drängten sich schon kurz nach der Öffnung zahlreiche Menschen in den Wahllokalen, wie AFP-Korrespondenten berichteten.
In weiten Teilen des Ostens hingegen gibt es kaum Möglichkeiten zur Stimmabgabe. In der Millionenstadt Donezk habe bisher kein Wahllokal geöffnet, teilte die von Kiew eingesetzte Gebietsverwaltung mit. Gegen 9.30 Uhr sei im gesamten Gebiet Donezk die Stimmabgabe nur in 426 von insgesamt 2430 Wahlbüros möglich gewesen, hieß es. Es lägen allerdings noch keine Informationen aus allen Teilen der Region vor.
Örtliche Medien berichteten von vereinzelten Angriffen auf Wahllokale, etwa in der Stadt Dokutschajewsk. Im benachbarten Gebiet Luhansk könne vermutlich nur in zwei von zwölf Bezirken gewählt werden, sagte eine Nichtregierungsorganisation. In zwei Städten wurden auch die Bürgermeisterwahlen abgesagt. In der Region halten prorussische Separatisten zahlreiche Verwaltungsgebäude besetzt. Es kommt immer wieder zu Gefechten mit Regierungstruppen.
Nahe der Separatisten-Hochburg Slowjansk in der Ostukraine gerieten am Samstag ausländische Reporter unter Beschuss. Dabei ist der italienische Fotograf Andrea Ronchelli getötet worden. Das Außenministerium in Rom teilte mit, es sei von den ukrainischen Behörden über den Tod des Mannes informiert worden. Für eine endgültige Bestätigung müsse noch die Leiche des Fotografen identifiziert werden. Auch sein russischer Dolmetscher soll getötet worden sein. Die beiden Leichen wurden nach Angaben des Ministeriums in ein Krankenhaus in der Nähe von Slowjansk gebracht. Italienische Medien berichteten, die beiden Männer seien von einer Mörsergranate getötet worden.
Präsidentschaftskandidatin Julia Timoschenko gab ihre Stimme in ihrer Heimatstadt Dnjepropetrowsk ab. "Ich habe für die Freiheit und die Demokratie in der Ukraine gestimmt", sagte die frühere Regierungschefin. Die Politikerin, die von ihrem Mann und ihrer Tochter begleitet wurde, liegt in Umfragen mit deutlichem Rückstand auf Platz zwei hinter dem favorisierten Schokoladenfabrikanten Pjotr Poroschenko.
Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) hat 1000 Wahlbeobachter in die Ukraine entsandt. Das Innenministerium in Kiew will laut Medienberichten am Wahltag mehr als 55.000 Polizisten und 20.000 Freiwillige einsetzen, um die Sicherheit der Wahl zu garantieren.
Russlands Präsident Wladimir Putin bekräftigte in einem Telefongespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem französischen Präsidenten François Hollande, das Ergebnis der Abstimmung akzeptieren zu wollen.
pg/kis (dpa, afp, rtr)