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Wie der Nussknacker die Welt eroberte

Elizabeth Grenier
1. Dezember 2021

1870 wurde im Erzgebirge der erste Nussknacker gefertigt. Seitdem hat die berühmte Holzfigur nicht nur deutsche Wohnzimmer, sondern die ganze Welt erobert.

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Rund 30 Nussknacker stehen neben- und übereinander
150 Jahre ist der Nussknacker aus dem Erzgebirge schon alt - und immer noch beliebtBild: Imago/robertharding

Er gehört zum Advent dazu wie das Räuchermännchen und die Weihnachtspyramide: der Nussknacker, der wohl berühmteste internationale Export aus dem  deutschen Erzgebirge.

Friedrich Wilhelm Füchtner, ein Kunsthandwerker aus dem Erzgebirge, erfand 1870 das erste "Serienmodell" des Nussknackers. Dass die Figur eines Tages zum Star eines internationalen Ballettklassikers werden würde, konnte er nicht ahnen.

Räuchermännchen in Form eines Waldarbeiters
Auch aus dem Erzgebirge, aber nicht ganz so bekannt: das Räuchermännchen Bild: picture-alliance/dpa/W. Thieme

Eine deutsch-französisch-russisch-amerikanische Geschichte

Weltweit bekannt wurde der Nussknacker durch seine Auftritte in unterschiedlichen Kulturen. Autoren aus verschiedenen Ländern übernahmen gegenseitig Teile ihrer Erzählungen. Internationale Urheberrechtsvereinbarungen gab es damals noch nicht. Eine erste Version der Geschichte des Nussknackers stammt von E.T.A. Hoffmann aus dem Jahr 1816. Der Titel: "Nussknacker und Mausekönig". Sie inspirierte Füchtner mehr als 50 Jahre später zu seiner Figur.

Hoffmanns Märchen wurde 1844 von dem französischen Schriftstellers Alexandre Dumas dem Älteren adaptiert. Die Handlung von "Histoire d'un casse-noisette" - auf Deutsch schlicht "Der Nussknacker" - war fast identisch, doch die französische Version war nicht annähernd so düster wie die deutsche Fassung.

Dumas' Adaption wiederum diente als Grundlage für die 1892 von Marius Petipa und Lev Ivanov choreographierte, russische Ballettaufführung mit Musik von Peter Tschaikowsky. Die erste vollständige Aufführung des Balletts erreichte England im Jahr 1934, Deutschland sogar erst 1960. In den USA wurde das Stück erstmals Weihnachten 1944 von der San Francisco Ballett Company aufgeführt. Es war dort ein solcher Hit, dass es seither jedes Jahr wieder gezeigt wird und mit Hunderten von Produktionen pro Jahr ein fest verankertes Weihnachtsritual für Familien in den USA - und auf der ganzen Welt - ist.

Auftritt im Nussknacker-Ballett

Vom Erzgebirge in die US-amerikanischen Haushalte

Ähnlich populär wie das Ballett wurde die Nussknacker-Figur. Sie fand ihren Weg in die Häuser der USA nach dem Zweiten Weltkrieg: Damals musste die Holzschnitzerei Steinbach, spezialisiert auf Nussknacker, das Erzgebirge verlassen und nach Hannover umziehen. Dort waren viele US-amerikanische Soldaten stationiert, die den hölzernen Kerl direkt ins Herz schlossen und begannen, ihn als typisch deutsches Souvenir aus Deutschland an ihre Familien in der Heimat zu verschenken.

Ein weiterer Grund, das Erzgebirge zu besuchen              

Die berühmten Holzfiguren ziehen bis heute Besucher ins Erzgebirge im Osten Deutschlands. Neben den verschiedenen Werkstätten der Region ist das Nussknackermuseum in Neuhausen - das "erste Nussknackermuseum Europas" - eine beliebte Station. Dort gibt es die größte Nussknacker-Sammlung der Welt zu bestaunen.

Auf die Frage, warum der Nussknacker schon immer so eng mit Weihnachten verbunden ist, gibt Museumsinhaber Uwe Löschner eine pragmatische Antwort: "Während der Weihnachtszeit verwendeten arme Menschen Nüsse, um den traditionellen Christstollen und Kekse zu backen. Die Nussknacker wurden genutzt, um diese Nüsse zu knacken."

Sogar beim Weihnachtsfest unter Pandemiebedingungen muss man nicht auf den Nussknacker verzichten. Während die weltberühmten deutschen Weihnachtsmärkte 2020 wegen der Corona-Pandemie ausfielen und auch 2021 nur unter Auflagen stattfinden, kann man Nüsse jederzeit im kleinen Kreis Zuhause knacken.

Doch die Figur des Nussknackers ist mehr als nur ein praktisches Werkzeug. Ihre Symbolik wird über Generationen und Länder hinweg verstanden: dank eines Märchens und seiner universellen Botschaft vom Triumph des Guten über das Böse.

Noch mehr Inhalte über Deutsche und ihre Traditionen, ihre Alltagskultur und Sprache gibt es auf YouTube und unserer Seite www.dw.com/MeettheGermans_de.