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Nürnbergs Christkindlesmarkt nach Berlin

Inga Pflug
21. Dezember 2016

Der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Berlin - er hat auch den Christkindlesmarkt in Nürnberg erschüttert. Die Sicherheitsvorkehrungen auf dem wohl berühmtesten Markt Deutschlands wurden erhöht.

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Deutschland Christkindlesmarkt Nürnberg 2015
Bild: picture alliance/dpa/D. Karmann

"Das Christkind lädt zu seinem Markte ein, und wer da kommt, der soll willkommen sein" - so sagt es das Nürnberger Christkind alle Jahre wieder von der Empore der Nürnberger Frauenkirche. Und wenn in der Adventszeit allmorgendlich um 10.00 Uhr der Christkindlesmarkt seine Buden öffnet, dann folgen sie seinem Ruf zu Tausenden: Städtereisende aus ganz Europa, Touristen aus Übersee, Messebesucher und natürlich die Nürnberger selbst. Rund zwei Millionen Menschen drängen sich jede Saison durch das "Städtlein aus Holz und Tuch" auf dem Nürnberger Hauptmarkt.

Glühwein - auch nach dem Anschlag

Und sie tun es auch nach dem Anschlag von Berlin: In Trauben schieben sich die Besucher durch die Innenstadt, schlängeln sich an Lieferantenautos vorbei, lassen Brezelverkäufer links liegen und laufen zielstrebig dem Christkindlesmarkt entgegen. Obwohl natürlich auch hier jeder von den Ereignissen in Berlin gehört hat.

Christkindlesmarkt Nürnberg mit Portal der Frauenkirche
"Besucher sollen sich keine Angst machen lassen", rät die Nürnberger PolizeiBild: Stadt Nürnberg/R. Schedlbauer

"Ich war schockiert", sagt eine Besucherin aus der Nähe von Heidelberg. Den Aufenthalt in Nürnberg abzusagen, das ist ihr aber nicht in den Sinn gekommen: "Man darf sich nicht so einschüchtern lassen", erklärt sie und verweist auf die beruhigende Präsenz der Polizei. Eine andere Passantin sieht es ähnlich: "Wenn wir jetzt zuhause bleiben, dann hätten die genau das erreicht, was sie wollten; dass wir alle verängstigt zuhause sitzen. Und den Erfolg sollten wir ihnen nicht gönnen", sagt sie beinahe trotzig.

"Nicht Bange machen lassen"

Eine Haltung, die auch Nürnbergs Polizeisprecherin Elke Schönwald empfiehlt: Besucher sollten sich nicht Bange machen lassen und die Märkte weiterhin genießen, sagt sie und betont, das Nürnberger Sicherheitskonzept funktioniere seit Jahren bestens, es wurde und werde und immer wieder angepasst. Heuer stehen an den Zufahrtsstraßen zum Christkindlesmarkt beispielsweise gut sichtbar Polizeiautos. Schon die ganze Weihnachtssaison über dienen sie an den Eingängen als "technische Sicherheitssperre", sollen verhindern, dass Fahrzeuge widerrechtlich auf das Marktgelände kommen.

Seit heute hat an diesen Sperren jeweils auch ein Beamter mit einer Maschinenpistole Dienst. Ein erschreckendes Bild – doch gleichzeitig beruhigend, findet ein Paar aus Norddeutschland, das gerade beobachtet hat, wie die Polizei eine Zufahrt mit einem großen Mannschaftswagen abgesperrt hat. "Das hat einem schon ein merkwürdiges Gefühl gegeben, dass das nötig ist. Aber man sieht: es ist nötig. Man ist nie 100-prozentig sicher. Nirgends." Den Christkindlesmarkt bei ihrem Nürnberg-Besuch ausfallen zu lassen - für die beiden dennoch keine Option. 

Christkindlesmarkt Nürnberg
Aussteller sind geschockt und betroffen am Tag nach dem AnschlagBild: Stadt Nürnberg/S.-O. Riese

Ruhe bewahren

Eine Stimmung, die auch zur Haltung der Nürnberger Marktleute passt: Man sei geschockt und betroffen, sagte Nürnbergs Marktamtsleiterin Christine Beeck. Man habe eine SMS-Gruppe unter allen Schaustellern eingerichtet und sich ausgetauscht - über den Schrecken, die Folgen und weiteren Maßnahmen. In erster Linie müsse man nun aber Ruhe bewahren. "Wir wollen keine Hektik verbreiten, wir wollen wachsam sein - aber mehr können wir im Augenblick einfach nicht tun", so Beeck.

Der Christkindlesmarkt im Herzen Nürnbergs gilt als einer der ältesten Weihnachtsmärkte in Deutschland: Die Tradition lässt sich bis Mitte des 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Und die weihnachtliche Stimmung auf dem Nürnberger Christkindlesmarkt, sie soll auch nach den Ereignissen von Berlin erhalten bleiben, da sind sich in der Stadt alle einig. Auch die bewaffneten Polizeibeamten sollen daran nichts ändern, verspricht Polizeisprecherin Elke Schönwald: Sie sollen nicht über den Christkindlesmarkt selbst patrouillieren, sondern nur die Zugänge bewachen. "Ich denke, somit bleibt der weihnachtliche Charakter des eigentlichen Marktes gewahrt."