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Selenskyj: Odessa soll UNESCO-Welterbe werden

11. Oktober 2022

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj fordert die UNESCO auf, die historische Hafenstadt Odessa in die Liste des Weltkulturerbes aufzunehmen. So könne sie vor russischen Luftangriffen geschützt werden.

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Odessa vor dem Krieg
Odessa gilt als Perle des SchwarzmeersBild: Natalia Vlasenko/Stanislav Kinka

"Wir müssen ein klares Zeichen setzen, damit die Welt die Augen vor der Zerstörung unserer gemeinsamen Geschichte, unserer gemeinsamen Kultur und unseres gemeinsamen Erbes nicht verschließt", sagte Wolodymyr Selenskyj in einer Videobotschaft an die 58 Mitgliedsstaaten der UN-Kulturbehörde. "Einer der Schritte dazu sollte die Erhaltung des historischen Zentrums von Odessa sein - eine wunderschöne Stadt, ein wichtiger Hafen am Schwarzen Meer und eine Quelle der Kultur für Millionen von Menschen in verschiedenen Ländern", sagte der ukrainische Präsident weiter.

Sandsäcke liegen zum Schutz aufgetürmt vor dem Opernhaus von Odessa.
Sandsäcke schützen heute das Opernhaus von OdessaBild: Natalia Vlasenko/Stanislav Kinka

Odessa gilt als architektonische Perle des Schwarzen Meeres. Es war Zar Alexander, der den französischen Duc de Richelieu zum Gouverneur ernannte, der den Bau der Stadt überwachte und dessen Statue noch immer auf der berühmten Potemkinschen Treppe steht.

Denkmäler in der Ukraine vor Angriffen schützen

Seit Russland im Februar in die Ukraine einmarschiert ist, haben die Ukrainerinnen und Ukrainer versucht, ihre Denkmäler und Gebäude mit Sandsäcken und Barrikaden zu schützen. "Odessa ist wie alle anderen Städte der Ukraine Ziel russischer Angriffe", sagte Selenskyj. "Bitte unterstützen Sie Odessa! Zeigen Sie auf der Ebene der UNESCO, dass der russische Terror ein Ende haben muss."

Badende Menschen am Strand von Odessa.
Vor dem Krieg kamen viele Touristinnen und Touristen in die SchwarzmeerstadtBild: Natalia Vlasenko/Stanislav Kinka

Die UN-Kulturbehörde erklärte, der Antrag der Ukraine werde auf der nächsten Sitzung des Welterbekomitees geprüft, ohne ein Datum zu nennen. Die letzte Sitzung sollte im Juli in Russland stattfinden, wurde aber wegen des Krieges verschoben. Der Vorsitzende des Komitees ist derzeit ein Russe.

Selenskyj forderte die UNESCO erneut auf, Russland aus allen ihren Gremien auszuschließen, obwohl die Organisation dies als unmöglich bezeichnete, da Russland Mitglied der Vereinten Nationen ist. "Es sollte ein historisches Beispiel für alle in der Welt sein, dass niemand einen Feind der Kultur, einen Feind der Geschichte, einen Feind der Bildung und einen Feind der Wissenschaft tolerieren wird", sagte er.

UNESCO soll Odessa vor russischer Zerstörung retten

Blick auf ein Gebäude aus dem 18. Jahrhundert in Odessa bei Sonnenschein.
Ein Großteil der Architektur Odessas stammt aus dem 18. JahrhundertBild: Multipedia/Zoonar/picture alliance

Die UNESCO erklärte, eine Aufnahme Odessas in die Liste des Weltkulturerbes würde "den außergewöhnlichen universellen Wert dieser Stätte und die Pflicht der gesamten Menschheit, sie zu schützen, anerkennen". Sowohl die Ukraine als auch Russland haben die Konvention unterzeichnet, die es den Staaten untersagt, "absichtliche Maßnahmen zu ergreifen, die das Kultur- und Naturerbe anderer direkt oder indirekt schädigen könnten".

Sechs Kulturstätten in der Ukraine sind bereits in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen worden, darunter die Sophienkathedrale in der Hauptstadt Kiew im Jahr 1990 und das historische Zentrum der westlichen Stadt Lemberg im Jahr 1998. Nach Angaben der UNESCO wurde bisher keine ukrainische Kulturstätte, die auf der UNESCO-Liste des Welterbes steht, durch den Krieg getroffen. Selenskyj behauptete jedoch, die russischen Angriffe hätten seit dem Einmarsch am 24. Februar 540 "Objekte des kulturellen Erbes, kulturelle Einrichtungen und religiöse Gebäude" beschädigt. Und er fragte deshalb provokativ: "Warum sind Vertreter Russlands noch unter Ihnen? Was machen sie bei der UNESCO?"

so/bb (APE/AFPE)