Hoher Bildungsabschluss für Migranten schwerer
11. September 2018Migranten in erster und zweiter Generation erreichen laut einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) seltener einen höheren Bildungsabschluss als andere. Das geht aus dem Bericht "Bildung auf einen Blick 2018" der Organisation hervor, in der sich 36 vornehmlich westliche Industrieländer koordinieren.
Wer zum Zeitpunkt der Einwanderung in ein Land älter als 15 Jahre war, hatte es deutlich schwerer, an den örtlichen Bildungsangeboten teilzuhaben. Als Gründe wurden Probleme mit der Sprache oder dem zunächst fremden Bildungssystem genannt.
Flüchtlinge im Integrationsprozess
Bei den 15- bis 29-Jährigen in Deutschland, die im Ausland auf die Welt gekommen sind, ist demnach jeder Vierte weder in Beschäftigung noch in Bildung oder Ausbildung. Zum Vergleich: Bei den hierzulande Geborenen ist es jeder Zehnte. Ein Grund dafür könnte laut OECD der hohe Zustrom an jungen Flüchtlingen in den vergangenen Jahren sein, da diese sich noch im Integrationsprozess befänden.
Und auch dabei macht es einen deutlichen Unterschied, ob jemand im Alter ab 16 Jahren nach Deutschland gekommen ist oder schon früher: Angehörigen der ersten Gruppe befanden sich dreimal häufiger weder in Beschäftigung noch in Bildung oder Ausbildung als jene Migranten, die bei der Ankunft höchstens 15 Jahre alt waren.
Darüber hinaus erreichen laut Studie im Ausland geborene Erwachsene (32 Prozent) mit höherer Wahrscheinlichkeit keinen Abschluss am Gymnasium oder an einer berufsbildenden Schule als im Inland geborene Erwachsene - da sind es lediglich neun Prozent.
Chancengerechtigkeit im Fokus
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek betonte bei der Vorstellung des Berichts, dass Chancengerechtigkeit in Deutschland das Ziel bleibe. Die Integration von Zuwanderern komme zwar gut voran, aber es gebe noch viel zu tun.
Doch auch bei Kindern, die nicht aus Zuwandererfamilien stammen, sind die Möglichkeiten nach wie vor höchst ungleich verteilt. Seit langem ist bekannt, dass Akademikerkinder weitaus häufiger studieren als der Nachwuchs in bildungsfernen Familien. Auch im jüngsten Bildungsbericht findet sich keine Trendwende: Die Wahrscheinlichkeit liegt für die erstgenannte Gruppe immer noch doppelt so hoch wie für die zweite.
Anstieg bei frühkindlicher Bildung
"Beachtliche Fortschritte" sieht OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher dagegen beim Ausbau der frühkindlichen Bildung. Laut Studie stieg der Anteil der unter Dreijährigen, die eine Kita besuchen, von 17 Prozent im Jahr 2005 auf 37 Prozent 2016. Akademikerkinder sind aber auch hier deutlich überproportional vertreten. Kinder aus benachteiligten sozialen Schichten bekämen in Deutschland am wenigsten frühkindliche Bildung, sagte Schleicher. "Diese soziale Schere ist das Gegenteil von dem, was wir brauchen."
jj/fab (dpa, epd, kna)