Ofarims Antisemitismuslüge: Zentralrat der Juden enttäuscht
29. November 2023In einem Social-Media-Video vom 5. Oktober 2021 hatte Ofarim behauptet, ein Hotelangestellter habe ihn beim Einchecken im Westin Leipzig aufgefordert, seine Kette mit einem Davidstern-Anhänger abzulegen.
Ofarim wurde daraufhin von dem Hotelangestellten wegen Verleumdung und Verbreitung falscher Anschuldigungen angeklagt. Nun gestand Ofarim vor Gericht: "Die Anschuldigungen [gegen mich] sind wahr. Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen", fügte er an die Adresse des im Gerichtssaal in Leizig anwesenden Hoteldirektors hinzu. Ofarim erklärte, er habe das Video inzwischen gelöscht. Der Hotelmanager, der als Nebenkläger im Gerichtssaal anwesend war, nahm die Entschuldigung des Sängers an.
Ofarim muss "volle Verantwortung" für Lügen tragen
Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat auf X (ehemals Twitter) und seiner Homepage eine Erklärung veröffentlicht, in der es heißt, es sei "wichtig, denjenigen zu glauben, die Antisemitismusvorwürfe erheben", aber "solche Vorwürfe dürfen niemals unbegründet erhoben werden".
Die Organisation erklärte weiter: "Wir verurteilen das Verhalten von Gil Ofraim. Er muss die volle Verantwortung für seine Lügen übernehmen."
Ferner erklärte der Zentralrat der Juden in Deutschland, dass Gil Ofarim mit seiner Anschuldigung nicht nur die Öffentlichkeit, sondern auch die jüdische Gemeinschaft belogen habe. "Wir haben in unserer Gesellschaft ein Antisemitismus-Problem, viele sind gerade in der jetzigen aufgeheizten gesellschaftlichen Situation verunsichert und erleben Judenhass und Ablehnung", so der Zentralrat der Juden in seiner Mitteilung.
Vorwurf niemals grundlos erheben
"Es ist richtig, bei einem Antisemitismusvorwurf auf der Seite des Betroffenen zu stehen, ihm beizustehen und die Antisemitismuserfahrung zunächst nicht infrage zu stellen. Umgekehrt darf so ein Vorwurf niemals grundlos erhoben werden. Und das ist hier leider passiert", hieß es in der Erklärung weiter.
Als Teil einer Vereinbarung, die über die Entschuldigung hinausgeht, wird die Anklage gegen Ofarim fallen gelassen, wenn er innerhalb der nächsten sechs Monate die Mittel für eine Geldbuße in Höhe von 10.000 Euro an die Jüdische Gemeinde in Leipzig und die Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz zahlt. (Anmerkung d. Redaktion: Hier planten die Nationalsozialisten die Vernichtung der Juden Europas; heute gibt es hier Ausstellungen, Bildungsangebote und eine Bibliothek zum Holocaust.)
Das Gericht begründete die Einstellung des Verfahrens damit, dass es vor allem um die Aufklärung des tatsächlichen Geschehens gegangen sei. Nach Zeugenaussagen und schließlich Ofarims eigenem Geständnis sei der Sachverhalt zweifelsfrei geklärt.
Das Gericht fügte hinzu, dass der Ruf des Hoteldirektors durch das Schuldeingeständnis und die Entschuldigung Ofarims ausreichend rehabilitiert worden sei, mehr sogar, als dies allein durch eine gerichtliche Entscheidung der Fall gewesen wäre. Ofarims erfundene Anschuldigung, Opfer von Antisemitismus gewesen zu sein, hatte im Oktober 2021 deutschlandweit für Schlagzeilen gesorgt.
js/wd/suc (AFP, dpa)
Adaption aus dem Englischen: Sabine Oelze