Senzow verliert 30 Kilo durch Hungerstreik
7. August 2018Am 86. Tag seines Hungerstreiks befindet sich der in Russland inhaftierte ukrainische Filmemacher Oleg Senzow nach Angaben seines Anwalts in sehr schlechter Verfassung. Senzow habe 30 Kilogramm Körpergewicht verloren, sagte sein Verteidiger, Dmitri Dinse, der Nachrichtenagentur AFP. Senzow war Mitte Mai in den Hungerstreik getreten. Er will erst aufhören, wenn Russland alle ukrainischen "politischen Gefangenen" freilässt.
Dinse zufolge hat sein Mandant sehr niedrige Werte an roten Blutkörperchen; sein Herz schlage nur noch 40-mal in der Minute. Er sehe "schlecht" aus, versuche aber "standzuhalten". Die Angabe der Gefängnisleitung, wonach Senzows Zustand "zufriedenstellend" sei, treffe nicht zu. Senzow sei sich bewusst, dass er sterben könne. Er sei aber bereit, "bis zum Ende für seine Position zu kämpfen".
"Nicht transportfähig"
Der 42-jährige, 1,90 Meter große Senzow wog nach Angaben seines Verteidigers ursprünglich 100 Kilogramm. In einer handschriftlichen, auf diesen Dienstag datierten Notiz lehnt Senzow einen Vorschlag von Anwälten ab, ihn in ein Krankenhaus seiner Heimatregion Krim zu verlegen. Er werde dort nicht unbedingt lebend ankommen, heißt es in der Nachricht, die Dinse über Facebook verbreitete. Er sei in seiner jetzigen Lage "nicht transportfähig", also bleibe er, wo er sei. Senzow wird in einer Strafkolonie in Russlands äußerstem Norden festgehalten.
Der Filmemacher und Aktivist war 2014 auf der Halbinsel Krim nach deren Anschluss an Russland festgenommen worden. Die russische Justiz befand ihn für schuldig, Brandanschläge auf Büros von moskaufreundlichen Parteien auf der Krim organisiert zu haben und verurteilte ihn zu 20 Jahren Haft wegen "Bildung einer terroristischen Vereinigung" und "Waffenschmuggels".
Das Schicksal des Regisseurs sorgte wiederholt für internationale Proteste. Der Europarat, die G7, der französische Präsident Emmanuel Macron und bekannte Persönlichkeiten wie der US-Autor Stephen King, der spanische Filmemacher Pedro Almodóvar und der US-Schauspieler Johnny Depp forderten seine Freilassung.
jj/mak (afp)