Oligarch reklamiert Putins Palast für sich
30. Januar 2021Jetzt ist es dem russischen Präsidenten Wladimir Putin also gelungen, sich aus der Schusslinie zu ziehen: Fast zwei Wochen nach der Veröffentlichung des millionenfach geklickten Enthüllungsvideos "Ein Palast für Putin" hat sich dessen früherer Judo-Sparringspartner zum Eigentümer des opulenten Anwesens erklärt.
Der Oligarch Arkadi Rotenberg sagte in einem Video, das im Telegram-Nachrichtenkanal Mash veröffentlichte wurde, er sei der Begünstigte. "Jetzt ist es kein Geheimnis mehr": Er habe die Anlage vor mehreren Jahren erworben.
Rotenberg kennt den Kreml-Chef seit Jahrzehnten. Der 69-Jährige Geschäftsmann gilt als einer der reichsten Menschen in Russland. Er steht auf einer Liste von Russen, die vom Westen im Zuge des Krieges in der Ostukraine mit Sanktionen belegt sind.
Lange schon gab es Spekulationen darüber, wem das Grundstück mit dem Palast am Schwarzen Meer im Süden Russlands gehört. Putin hatte bestritten, dass das Anwesen ihm oder seinen engen Verwandten gehöre.
In dem Video schwärmt Rotenberg von dem Palast: "Dies ist ein Geschenk des Himmels. Der Ort ist wunderschön." Auf die Frage, weshalb er sich nicht früher zu Wort gemeldet habe, sagte er: "Es gibt ja ohnehin schon Sanktionen gegen mich."
Das Enthüllungsvideo war von dem inhaftierten Oppositionellen Alexej Nawalny und dessen Anti-Korruptions-Stiftung veröffentlicht worden. Darin heißt es, dass die opulente Villa dem russischen Präsidenten gehört. Das Video ist bei Youtube bereits mehr als 103 Millionen Mal aufgerufen worden und hatte den Kreml massiv unter Druck gesetzt. Das Grundstück samt Palast ist Nawalnys Film zufolge fast 40 Mal so groß wie das Fürstentum Monaco und soll umgerechnet mehr als 1,1 Milliarden Euro verschlungen haben. Nach Darstellung Nawalnys wurden die Besitzverhältnisse gezielt verschleiert.
Klobürsten als Sinnbild
Das Anwesen umfasst ein Amphitheater, eine Kirche, Weinberge, eine Eishockey-Arena und ein Casino sowie eine so genannte Aquadisco. Ein Detail stieß den Anhängern Nawalnys aber offenbar besonders sauer auf: Die luxuriösen Klobürsten im Wert von etwa 700 Euro pro Stück. Klobürsten tauchen nämlich seit Nawalnys Enthüllungen immer wieder bei Protesten in Moskau und anderen Städten Russlands auf.
Neben der Inhaftierung Nawalnys war auch der Film einer der Auslöser der Massenproteste am vergangenen Wochenende. Für diesen Sonntag sind in Russland neue Demonstrationen geplant.
uh/qu (dpa, rtr, afp)