Olympiaboykott
13. April 2008Die ersten beiden Olympiaboykotte hatten noch sportliche Hintergründe. 1928 blieben die britischen Sportlerinnen die Spiele in Amsterdam fern, weil es statt der zugesagten zehn nur fünf Leichtathletikwettbewerbe für Frauen gab. 1936 boykottierten die Schweiz und Österreich bei den Winterspielen in Garmisch-Partenkirchen die alpinen Wettbewerbe, weil Skilehrer als Profis eingestuft wurden und deshalb nicht teilnehmen durften.
Die ersten politisch motivierten Boykotte erlebten die Olympischen Spiele 1956. Spanien, die Niederlande und die Schweiz blieben den Spielen von Melbourne aus Protest gegen die Niederschlagung des Ungarn-Aufstandes fern. Bei den gleichen Spielen fehlten Ägypten, der Irak, Kambodscha und der Libanon wegen der Suez-Krise.
Apartheid und Kalter Krieg
Die Hochzeit der Olympia-Boykotte begann 1976 in Montreal. Durch eine Partie der Rugby-Nationalmannschaften hatte Neuseeland den Sportbann gegen Südafrikas Apartheid-Regime durchbrochen. Da Rugby nicht olympisch war, gab es durch das IOC keine Sperren gegen Neuseeland. Grund genug für 28 afrikanische Staaten, die Spiele von Montreal zu verlassen. Taiwan trat in Montreal nicht an, weil man nicht unter der Bezeichnung "Republik China" teilnehmen durfte.
1980 dann der Boykott der Moskauer Spiele durch die USA, Deutschland und 63 weitere westliche Staaten wegen der sowjetischen Invasion Afghanistans. 16 westliche Staaten mit Großbritannien und Italien an der Spitze beteiligten sich allerdings nicht.
Vier Jahre später in Los Angeles der Gegen-Boykott durch die Sowjetunion und 14 weitere Ostblockstaaten. Pikanterie am Rande: Ausgerechnet Rumänien, dass sich 1984 nicht dem Ostblock-Boykott anschloss, belegte am Ende hinter den USA Platz zwei in der Nationenwertung.
Irans Anti-Israel Boykott
1988 dann der bisher letzte Boykott. Nordkorea kam nicht nach Südkorea - Äthiopien, Kuba und Nicaragua zeigten sich solidarisch.
Seither sind die Olympischen Spiele von Boykotten verschont geblieben, wenn man von einer Spezialform des Boykotts absieht, den die Iraner praktizieren. Sie finden immer fadenscheinige Gründe, um Wettbewerbe mit israelischen Sportlern absagen zu können.
Olympiaboykotts ohne Wirkung
Eines haben alle genannten Olympiaboykotte gemeinsam – weder kurz- noch langfristig haben sie an den politischen Realitäten auch nur das Geringste geändert. Lediglich die Olympischen Spiele selbst standen nach der extremen Boykottphase Mitte der 70er bis Anfang der 80er Jahre vor dem Aus und hätten einen weiteren Boykott 1992 in Barcelona wohl nicht überlebt.