Opferzahl im kirgisisch-tadschikischen Grenzkonflikt steigt
18. September 2022Bei den schweren Kämpfen im Grenzstreit zwischen Kirgisistan und Tadschikistan wächst die Zahl der Toten weiter an. Bisher seien 46 Leichen und rund 140 Verletzte registriert worden, teilte das kirgisische Gesundheitsministerium mit. Vier Soldaten würden noch vermisst. Nach Angaben des Zivilschutzes mussten fast 140.000 Menschen in Sicherheit gebracht werden. In mehreren Orten liefen Sammlungen von Hilfsgütern, um die Menschen zu versorgen. Die Regierung in Bischkek erklärte diesen Montag zum Staatstrauertag.
Erstmals bezifferte auch Tadschikistan die Opfer auf eigener Seite. Nach offiziellen Angaben wurden seit Mittwoch 35 Menschen getötet, darunter Frauen und Kinder. Ein Schwerpunkt der Gefechte war die Stadt Batken, die zum kirgisischen Territorium gehört. Ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur berichtet, diesmal seien auch Regionen umkämpft, die von früheren Auseinandersetzungen nicht betroffen gewesen seien. Die Lage an der Grenze ist nach wie vor gespannt. Eine am Freitag vereinbarte Feuerpause wurde wiederholt gebrochen. Das Auswärtige Amt in Berlin warnte vor Reisen in die betroffenen Gebiete.
"Friedlich, politisch, diplomatisch"
Der russische Präsident Wladimir Putin rief die Staatschefs beider Ex-Sowjetrepubliken in persönlichen Telefonaten dazu auf, eine "weitere Eskalation" zu vermeiden. Sie sollten Maßnahmen ergreifen, um die Situation so schnell wie möglich zu lösen - und zwar "ausschließlich auf einem friedlichen, politischen und diplomatischen Weg". Russland, das gerade einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt, hatte sich zuvor bereit erklärt, bei der Suche nach einer "langfristigen" Lösung des Grenzkonflikts zu helfen.
Kirgisistan und Tadschikistan verbindet eine 970 Kilometer lange Grenze, deren Verlauf über weite Strecken umstritten ist. Beide Staaten sind Teil des von Moskau angeführten Militärbündnisses Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS), liefern sich aber regelmäßig Gefechte. Verhandlungen zur Beilegung des Streits treten seit Jahren auf der Stelle.
Der jüngste Beschuss schürt Ängste vor der gewaltsamen Zuspitzung weiterer Konflikte auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion, nachdem zuvor bei heftigen Kämpfen zwischen Armenien und Aserbaidschan mehr als 200 Menschen getötet worden waren. Experten warnen, da der Ukraine-Krieg russische Kräfte binde, könnten andere Streitigkeiten in der Einflusszone Moskaus wiederaufflammen.
jj/qu (dpa, afp, rtr)