Orte der Erinnerung: Fotograf durchstreift ehemaliges Jugoslawien
Einstige Luxushotels, patriotische Denkmäler, verstörende Konzentrationslager - Borko Vukosav lichtet verlassene, einst bedeutende Gegenden ab. Nicht als Abrechnung mit der Vergangenheit, sondern um in Dialog zu treten.
Teure Ruine
Kupari an der Küste nahe Dubrovnik war ein exklusiver Urlaubsort für hochrangige Militärs und pensionierte Generäle, finanziert mit etwa 925 Millionen Euro aus dem damaligen Verteidigungsbudget. Während des Jugoslawienkrieges wurde der Komplex aufgegeben und geplündert. Die Collage zeigt das Hotel damals und heute.
Versteckt im Berg
Einst und heute: Die unterirdische Flugzeugkaverne Zeljava war von enormer militärischer Bedeutung. Der Hangar wurde in aller Heimlichkeit 1968 von politischen Zwangsarbeitern an der kroatisch-bosnischen Grenze erbaut. Die jugoslawische Volksarmee zerstörte die Anlage und Pisten bei ihrem Rückzug 1992.
Auf verlorenem Posten
Die Luftflotte von Zeljava spielte für alle sechs jugoslawischen Republiken ein wichtige Rolle in der Verteidigung. Generäle präsentierten militärische Abwehrstrategien in den verborgenen Räumen der Anlage. Heute steht nur noch ein marodes Flugzeug Wache an der kroatisch-bosnischen Grenze.
Vergessene Schlacht
Das Denkmal auf dem Petrova Gora erinnert an den Aufstand in Kordun und Banija. 300 serbische Bauern kamen hier 1942 während eines Angriffs der faschistischen Ustascha ums Leben. Das Monument, das 1991 aufgegeben wurde, symbolisiert den jugoslawischen Widerstand gegen die Nazis.
Seen der Erinnerung
Hunderte serbische Kinder starben 1942 im Konzentrationslager Jastrebarsko, errichtet vom damaligen Unabhängigen Staat Kroatien. Nach 1945 zogen Elitesoldaten des ehemaligen Jugoslawien in die Baracken. Heute erinnern nur noch Seen, die in den Bombenkratern entstanden sind, an die erschütternde Geschichte des Ortes.
Marxistische Ideologie
In seiner Heimatstadt Kurovec gründete Staatschef Josip Broz Tito 1975 eine Schule, deren einziger Zweck darin bestand, marxistische Lehren zu verbreiten. Die heutige Regierung lässt das Gebäude bewusst verkommen, da es die als "unmoralisch" eingestufte Ära des Sozialismus verkörpert.
Alles schaut auf Sarajevo
60.000 Jugoslawen verfolgten die XIV. Olympischen Winterspiele 1984 in Sarajevo im Stadion. Diese Olympia-Bobbahn auf einem Hügel hoch über der Stadt wurde auch nach den Spielen genutzt - bis Kriegsbeginn. Nun soll sie wieder in Betrieb genommen werden.
Bananen, Minen, Promis
Kühlschiff, Hilfskreuzer, dann Minenschiff der Nazis. Und ab 1951 war die "Galeb" als Titos Privatyacht unterwegs. Der Präsident litt unter Flugangst, also nutze er seine Staatsyacht als Transportmittel. Als Gäste begrüßte er Winston Churchill, Nikita Khrushchev, Kirk Douglas und Elizabeth Taylor an Bord. Anerkannt als Kulturerbe, liegt das Schiff heute in der kroatischen Stadt Rijeka.