Kritik an "weißen" Oscars
20. Januar 2016Zu den Kritikern zählt ebenfalls der US-Rapper 50 Cent. Er rief via Instagram den schwarzen Moderator der Oscar-Verleihung, Chris Rock, dazu auf, "die Show nicht zu machen". Initiiert hatten den Aufruf zum Oscar-Boykott die Schauspielerin Jada Pinkett Smith und der Regisseur Spike Lee. Beide hatten am Montag angekündigt, der Oscar-Verleihung im Februar fernbleiben zu wollen.
Kritik am Boykott-Aufruf
Ob Smith überhaupt eingeladen worden wäre, ist unklar. Ihr Ehemann Will Smith war bei den diesjährigen Nominierungen übergangen worden. Er wurde im Vorfeld für seine Schauspielleistung in "Concussion" als einer der Favoriten für eine Nominierung gehandelt.
Kritik an Jada Pinkett Smiths Aufruf gab es von der Schauspielkollegin Janet Hubert. In einem Facebook-Video attackiert Hubert ihre Schauspielkollegin und wirft Smith vor, es gehe ihr nur um den eigenen Ehemann. Es gäbe weitaus schlimmere Dinge in der Welt, über die es sich zu diskutieren lohne.
Indessen folgen weitere Stars dem Aufruf von Smith und Lee. Der Dokumentarfilmer Michael Moore schrieb auf Twitter: "Ich unterstütze Smith und Lee und schließe mich Ihnen an. Ich glaube, dass die Academy das Problem lösen kann."
Clooney: "Müssen es besser machen"
Auch der Hollywood-Schauspieler George Clooney monierte die vermeintliche Einseitigkeit der Nominierungen. In einem Interview mit der Zeitschrift "Variety" sagte er, dass Filme wie "Creed", "Straight Outta Compton" und "Concussion", in denen schwarze Schauspieler wichtige Rollen übernahmen, mehr Aufmerksamkeit verdient hätten. "Wir sprechen über Afro-Amerikaner, aber bei den Latinos ist es noch schlimmer. Wir müssen es besser machen. Wir haben es schon besser gemacht", sagte Clooney und bezog sich damit auf schwarzhäutige Nominierte wie Don Cheadle und Morgan Freeman.
Don Cheadle, der 2005 für "Hotel Ruanda" als Bester Hauptdarsteller nominiert war, nimmt die Kontroverse mit - zugegebenermaßen beißenden – Humor und witzelte in einem Tweet an den schwarzen Moderator der Oscar-Show, Chris Rock, man könne ihn bei den Oscars als Mitarbeiter beim Einpark-Service finden.
Mit Spannung wird erwartet, wie Chris Rock mit der Kontroverse umgehen wird. Er ist dafür bekannt, sich scharfzüngig und offen zu Diskriminierungen in Hollywood zu äußern. Besonders auf seine Eröffnungsrede am Abend des 28. Februar in Los Angeles dürfte sich große Aufmerksamkeit richten.
Akademie will sich bessern
Die mexikanisch-kenianische Schauspielerin und Filmemacherin Lupita Nyong'o war 2013 die erste Mexikanerin und erste Kenianerin, die einen Oscar erhielt. Auf Instagram zeigte sie sich soldarisch mit der Kritik an den Oscars und stellte die Relevanz der Auszeichnung in Frage.
"Die Oscars sollten nicht die Bedingungen der Kunst in unserer Gesellschaft diktieren, sondern eine vielfältige Widerspiegelung dessen sein, was die Kunst heute zu bieten hat", schrieb Nyong'o.
Die Präsidentin der Ocar-Academie, Cheryl Boone Isaacs, hat in einem auf Twitter veröffentlichen Statement bereits auf die Kontroverse reagiert. "Ich bin sehr traurig und frustriert über die fehlende Inklusion. Dies ist eine schwierige aber wichtige Debatte, und es ist Zeit für große Veränderungen." Gleichzeitig betonte sie aber, dass ändere nichts an der Größe der anderen nominierten Filme.
Schon im letzten Jahr hatte es ähnliche Proteste gegeben. Damals hatte Autor und Medienkritiker Earl Ofari Hutchinson vom Los Angeles Urban Policy Roundtable, der sich massiv für die Rechte der Schwarzen einsetzt, zu einer Kundgebung vor dem Dolby Theatre in Los Angeles aufgerufen. Dort werden die Oscars seit 2002 verliehen.
Die "Academy of Motion Picture Arts and Sciences", die die Oscars alljährlich vergibt, besteht aus rund 6000 vorrangig US-amerikanischen Filmschaffenden. Laut der Tageszeitung L.A. Times sind die Mitglieder zu 97 Prozent weiß und zu 77 Prozent männlich. Ihr Durchschnittsalter liegt bei 64 Jahren.