"Out of Order" - Michael Landy im Baseler Museum Tinguely
Beißende Gesellschaftskritik, humorvoll verpackt, das ist die Spezialität von Michael Landy. Das Basler Museum Tinguely zeigt jetzt die erste Werkschau des britischen Künstlers überhaupt.
Mechanisches Porträt eines Heiligen
Eine Hand mit ausgestrecktem Zeigefinger stößt auf Knopfdruck vor und berührt einen männlichen Torso. Jede der kinetischen Skulpturen von Michael Landy braucht einen Kunstbetrachter, der den Mechanismus in Gang setzt. "Doubting Thomas" spielt auf den heiligen Thomas an, der an der Auferstehung Christi zweifelte und deshalb dessen Wundmale berühren wollte.
Jean Tinguely als künstlerisches Vorbild
Noch heute ist Michael Landy fasziniert von dem Schweizer Künstler Jean Tinguely (1925-1991), den er ein künstlerisches Vorbild nennt. Und so nehmen auch im Werk des Briten mechanische Skulpturen einen wichtigen Platz ein. Landys erste Retrospektive findet nicht zufällig im Basler Museum Tinguely statt.
Blumen als Konsumkritik
Ein mit bunten Blumen überladener Verkaufsstand, umgeben von warenlosen Marktständen und leeren Gemüsekisten. Mit Installationen wie diesen übte Michael Landy schon früh Konsumkritik. Sie gipftelte später in der Zerstörung seines gesamten Besitzes, was die Kunstwelt überraschte.
Die heilige Katharina nickt auf Knopfdruck
Berühmte Heilige des Mittelalters - mechanisch porträtiert und somit modern interpretiert - damit beschäftigte sich Michael Landy während seiner Zeit als Residenzkünstler an der Londoner National Gallery. Landys heilige Katharina kann den Kopf neigen, wenn ein Ausstellungsbesucher den richtigen Knopf drückt.
Der Künstler und sein Handwerkszeug
Klebstoff, Schere und Papier - auch das gehört zum künstlerischen Handwerkszeug von Michael Landy. Mitten in der Ausstellung haben Künstler und Kurator diesen Arbeitstisch platziert. Kunst, so die Botschaft, ist immer in Bewegung, nie statisch.
Gezeichnete Porträts von Freunden
Schlichte, ausdrucksstarke Porträtzeichnungen von Freunden und Verwandten - auch das findet sich in der Ausstellung mit Werken von Michael Landy. Der Ausstellungsparcours gleicht einer Zeitreise voller Überraschungen.
Eine künstlerische Form für das Schicksal
Sogar für das Schicksal seines Vaters fand Michael Landy eine künstlerische Form: 1977 wurde der einfache Arbeiter bei einem Arbeitsunfall schwer verletzt und blieb als "Total Wreck Case" ("Schwerstbeschädigter") für den Rest seines Lebens arbeitsunfähig. Landy baute das Haus seiner Eltern nach, filmte ihr Zuhause und zeichnete die versehrten Gliedmaßen seines Vaters - so auch diese Faust.
Der Mensch im Mittelpunkt
Pfeile treffen auf einen männlichen Torso. Auch dieses Motiv von Michael Landy rückt den Menschen in den Mittelpunkt seiner Kunst, die nicht selten politisch motiviert war. Als Debütant zählte der inzwischen 53-jährige zu den Young British Artists, die die britische Kunstwelt in der Thatcher-Ära mit schockierenden Aktionen aufmischte.
Die Kreditkarten-Zerstörungsmaschine
Mitteilsam und erklärend - hier spricht der Künstler vor einer seiner kinetischen Skulpturen, einer "Kreditkarten-Zerstörungsmaschine". Das Museum Tinguely in Basel inszeniert das Werk des britischen Künstlers als Zeitreise. Titel dieser ersten Landy-Retrospektive: "Out of Order".
Das Museum Tinguely wird 20 Jahre alt
Idyllisch im Basler Park Solitude am Rhein liegt das Museum Tinguely. Hier hat das Werk des verstorbenen Schweizer Bildhauers und Schöpfers kinetischer Kunst, Jean Tinguely, einen idealen Sammlungsort gefunden. Zum Ende der Ausstellung "Michael Landy. Out of Order" feiert das Museum Mitte September sein 20-jähriges Bestehen.