Vista kommt
18. Oktober 2006Microsoft droht nicht mehr damit, den Start von Windows Vista in Europa zu verschieben. Brad Smith, Chefjurist des weltgrößten Softwareherstellers teilte mit, bei Vista seien Internetfunktionen, eine Anwendung zum Erstellen fixer Dokumente und Sicherheitsfunktionen geändert worden. Software anderer Hersteller wie beispielsweise Virenschutzprogramme könnten unter Vista ohne Probleme laufen. In Südkorea wird das neue Betriebssystem ebenfalls in einer anderen Version in den Handel kommen. Für größere Geschäftskunden soll Vista bereits im November und für Privatkunden im Januar erhältlich sein.
Kein "grünes Licht"
Die Nachricht vom pünktlichen Vermarktungsbeginn teilte Microsoft-Chef Steve Ballmer der Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes telefonisch mit. Dies erklärte Kroes am Rande einer Konferenz in Italien. Sie betonte zugleich, sie habe kein "grünes Licht" für Vista gegeben. Die Kommission werde die Auswirkungen des neuen Betriebssystems auf den Markt genau beobachten und jegliche Beschwerden untersuchen. In den vergangenen Wochen war deutlich geworden, dass bei den Diskussionen um Vista vor allem der Umgang mit Sicherheitssoftware im Mittelpunkt steht.
Kritik von der Konkurrenz
Die Kommission hatte Microsoft davor gewarnt, den Wettbewerb dadurch auszuhebeln, dass hauseigene Sicherheitssoftware im Bündel mit dem Betriebssystem angeboten wird. Sie betonte mehrfach, für die Computersicherheit sei der Wettbewerb zwischen verschiedenen Software-Herstellern besonders wichtig. In diesem Zusammenhang kam vor allem Kritik von Herstellern von Antiviren-Software.
McAfee warf Microsoft vor, die Entwicklung von Sicherheits-Software für Vista zu behindern. Damit wolle der weltgrößte Software-Hersteller einen Vorteil für seine eigenes Schutzsystem, das Windows Security Center, schaffen, das fester Bestandteil von Vista ist, kritisierte McAfee in einer ganzseitigen Anzeige in der "Financial Times". McAfee-Konkurrent Symantec hatte sich ähnlich geäußert.
Scharfe Sanktionen bei illegaler Nutzung
Zur Gewährleistung der eigenen Sicherheit soll Windows Vista nur mit gültiger Lizenz wirklich umfassend zu nutzen sein. Der XP-Nachfolger enthält nach Angaben von Microsoft-Manager Thomas Lindeman interne Mechanismen, die auch ohne Verbindung zu einem Microsoft-Server überprüfen können, ob die Lizenz für die Software rechtmäßig erworben wurde. Ist dies nicht der Fall und wird innerhalb von 30 Tagen keine Lizenz gekauft, sollen die Funktionen von Windows drastisch eingeschränkt werden. Unter anderem werden sie keinen Zugang zu der neuen Desktop-Technik mit dem Namen Aero haben, teilte der Konzern mit. Auch die Anti-Spyware-Software "Defender" sowie einige notwendige Speicherfunktionen sind laut den Experten, die das System dahingehend untersucht haben, nicht verfügbar.
Software-Piraterie sei ein großes Problem für die Branche, begründete Microsoft die härtere Gangart. 2005 seien Schätzungen zufolge 35 Prozent der Programme weltweit illegal genutzt worden. Dies habe die Industrie allein in dem Jahr 35 Milliarden Dollar gekostet. (cin)