Hirnschaden nach Hungerstreik
19. August 2015Vor zwei Monaten hatte Mohammed Allaan seinen Hungerstreik begonnen. Dass sein Fall mittlerweile international für Aufsehen sorgt, bekommt der Palästinenser wahrscheinlich gar nicht mehr bewusst mit, denn am Freitag hatte Allaan das Bewusstsein verloren und dadurch Schädigungen am Gehirn erlitten. Seitdem versuchen Ärzte auf der Intensivstation des Barsilai-Krankenhauses in Aschkelon, seinen Zustand durch Flüssigkeits- und Salzzufuhr zu stabilisieren.
Ob das Hirn irreversible Schäden genommen hat, soll jetzt untersucht werden. Das oberste israelische Gericht entschied am Mittwoch, den Haftbefehl vorübergehend auszusetzen, damit die Behandlung im Krankenhaus fortgesetzt werden kann. Jameel Khatib, der Anwalt Allaans, erklärte den Hungerstreik umgehend für beendet.
Kritik an Administrativhaft
Allaan wird vorgeworfen, Kontakt mit Terroristen gehabt zu haben. Seit November ist er in Haft - allerdings ohne offizielle Anklage. Mit seinem Hungerstreik wollte er gegen die sogenannte Administrativhaft protestieren, die es Israel ermöglicht, Terrorverdächtige sechs Monate ohne Anklage festzuhalten.
Die Administrativhaft steht nicht nur bei Palästinensern, sondern auch bei israelischen Menschenrechtsgruppen in der Kritik. Und der Fall Allaans könnte auch unmittelbare Folgen für die israelische Bevölkerung haben, denn die Palästinenserorganisation "Islamischer Dschihad" droht mit neuen Angriffen, sollte der 31-Jährige im Krankenhaus sterben.
Warnung vor neuer Gewalt
Dazu passt die jüngste Warnung der Vereinten Nationen. Ein Jahr nach dem Gazakrieg drohe im Nahen Osten eine neue Spirale der Gewalt, erklärte Untergeneralsekretär Jeffrey Feltman am Mittwoch vor dem UN-Sicherheitsrat in New York. Die Gefahr einer Eskalation sei "greifbar". Israel und Palästina müssten ihre Extremisten zurückhalten, wenn Schlimmeres verhindert werden sollte.
Die einzige Lösung, um die Lage wieder zu entspannen, sei eine Rückkehr an den Verhandlungstisch. Dem würden aber die palästinensischen Raketenangriffe von Gaza nach Israel und die israelischen Siedlungen in den besetzten Gebieten entgegenstehen. "Die Radikalisierungen gerade im Westjordanland und in Ostjerusalem drohen, eine ohnehin labile Region weiter zu destabilisieren," so Feltman.
djo/sc (ap, dpa, rtr)