Arabische Liga setzt auf eigene Truppe
29. März 2015Unter dem Eindruck der wachsenden Gefahr eines Bürgerkriegs im Jemen vereinbarten die Staats- und Regierungschefs auf ihrem Gipfeltreffen im ägyptischen Scharm El-Scheich die Gründung einer solchen Task-Force.
Es könnte allerdings Monate dauern, bis dafür die Strukturen und die Logistik aufgebaut sind. In der Vergangenheit jedenfalls waren Versuche, eine gemeinsame Streitmacht aufzubauen, immer wieder wegen unterschiedlicher Machtinteressen gescheitert.
Bis zu 40.000 Soldaten
Die Teilnahme an der panarabischen Truppe sei freiwillig, heißt es im Gipfelkommunique der Staatengruppe. Ägyptische Beamte betonten, die Eingreiftruppe solle etwa 40.000 Soldaten umfassen. In ihrer Erklärung stellen sich die arabischen Länder hinter den Präsidenten des Jemen, der mit Unterstützung einer von Saudi-Arabien geführten Allianz gegen die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen kämpft. Im Jemen weiteten sich die Kämpfe unterdessen aus. Besonders heftig umkämpft war die wichtige Hafenstadt Aden. Allein dort soll es etwa 100 Tote gegeben haben.
Die Länder auf der Arabischen Halbinsel und in Nordafrika fühlen sich zunehmend durch islamistische Gruppierungen wie den "Islamischen Staat" (IS) bedroht. Dieser dehnt seinen Einfluss nach der Eroberung von Teilen Iraks und Syriens auf weitere Länder aus. Hinzu kommen die Konflikte in Libyen und im Jemen, wo sich Saudi-Arabien und der Iran einen Stellvertreterkrieg liefern.
Die neue Truppe werde einschreiten, "um auf Antrag wichtiger Länder gegen Bedrohungen von Sicherheit und Frieden eines Mitgliedsstaates vorzugehen", heißt es in der Erklärung. Der Irak meldete allerdings umgehend Vorbehalte dagegen an. Der Vorschlag einer gemeinsamen Eingreiftruppe stammt vom ägyptischen Präsidenten und Gipfel-Gastgeber Abdel Fattah al-Sisi, der seinen islamistischen Vorgänger Mohammed Mursi stürzte und seither gegen die Muslimbrüder und andere islamistische Aufständische kämpft.
Das Treffen der Arabischen Liga stand unter dem Eindruck der Lage im Jemen. Eine von Saudi-Arabien angeführte Militärallianz fliegt dort seit fünf Tagen in Folge Angriffe gegen die vom Iran unterstützten Huthi. In der Altstadt von Aden lieferten sich beide Seiten heftige Kämpfe. Die Hafenstadt war der Rückzugsort von Präsident Abd-Rabbu Mansur Hadi, wo er die letzten Monate residierte. Auch aus der Hauptstadt Sanaa und aus dem wichtigsten Hafen am Roten Meer, Hodeida, wurden Kämpfe gemeldet. In der Provinz Schabwa wurden Anwohnern zufolge 30 Huthi getötet. Die Arabische Liga rief die jemenitischen Huthi-Rebellen auf, die Hauptstadt Sanaa zu verlassen und ihre Waffen an die "rechtmäßigen" Behörden auszuhändigen.
Immer mehr Diplomaten werden außer Landes gebracht
Wegen des Vormarschs der Rebellen bringen immer mehr Länder ihre Diplomaten aus Aden in Sicherheit. Nach der Eroberung der Hauptstadt Sanaa, die sich seit September unter Kontrolle der Rebellen befindet, hatten Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Kuwait ihre Botschaften dorthin verlegt.
Nachdem Saudi-Arabien bereits am Samstag zahlreiche ausländische Diplomaten aus der Stadt gebracht hatte, holte ein chinesisches Kriegsschiff chinesische Diplomaten und Auswanderer aus Aden ab. Auch die Vereinten Nationen brachten Mitarbeiter außer Landes.
haz/ kle (rtr, dpa, afp)