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Pandas und Stürmer

Matt Ford
9. Juli 2017

Reisen nach Asien, riesige Ablösesummen, millionenschwere Investoren und ein chinesisches Fußballteam in der Regionalliga. Was steckt hinter dem chinesischen Interesse am deutschen Fußball?

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Chinesische Borussia-Dortmund-Fans beim International Champions Cup in China beim Spiel Manchester United gegen Borussia Dortmund (Foto: picture-alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Im Berliner Zoo wohnen seit kurzem die beiden aus China eingeflogenen Riesenpandas Meng Meng und Jiao Qing - eine Leihgabe als Symbol der deutsch-chinesischen Freundschaft. In der Zwischenzeit blieb Bundesliga-Stürmer Anthony Modeste in Köln, um einen möglichen Transfer in die chinesische Liga zu verhandeln, während seine Teamkollegen zur Saisonvorbereitung ins Trainingslager nach Österreich abreisten. Beide Geschichten haben durchaus einen Zusammenhang.  

In der vergangenen Saison halfen die 25 Tore von Modeste, den 1. FC Köln nach einem Vierteljahrhundert wieder in den Europapokal zu befördern. Aber sie sorgten auch für Aufsehen weit über die Grenzen Europas hinaus. Über Wochen nun gibt es Gerüchte um die Zukunft des Franzosen, da angeblich Chinas Super-League-Klub Tianjin Quanjian ein Angebot über 35 Million Euro für den 29 Jahre alten Stürmer vorbereitete.

Modeste wäre nicht der erste Spieler, der die Bundesliga in Richtung Peking verlässt. Anthony Ujah wechselte letzen Sommer von Werder Bremen zu Liaoning FC für 11,5 Millionen Euro, 2015 war es Mittelfeldspieler Sejad Salihovic von der TSG 1899 Hoffenheim, der zu BJ Renhe ging. Borussia Dortmunds Torschützenkönig Pierre-Emerick Aubameyang steht ebenfalls im Mittelpunkt des chinesischen Interesses.

Potenzielle Investoren

Aber Chinas Interesse am deutschen Fußball endet nicht mit der puren Verpflichtung von Bundesliga-Spielern. Laut dem Wirtschaftsmagazin "Capital" hat das chinesische Investitions-Konglomerat Fosun Interesse geäußert, Aktien von mindestens sechs Bundesliga-Vereine zu kaufen, darunter Werder Bremen, Hertha BSC, VfL Wolfsburg, Hamburger SV, Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund.

Der FC Bayern startet Football School in Shenzhen (Foto: picture-alliance/Photoshot)
Der FC Bayern ist in China sehr präsentBild: picture-alliance/Photoshot

Während  die Verhandlungen oft an der deutschen 50+1-Regel, die verhindert, dass Unternehmen eine Mehrheitsbeteiligung an einem Klub erwerben kann, scheitern, sind die deutschen Klubs generell an der Zusammenarbeit mit China interessiert.

Seit 2014 steuert Borussia Dortmund seine fernöstliche Präsenz von einem Büro in Singapur aus und auch Bayern München folgte zwei Jahre später mit einem eigenen Büro. Beide Vereine reisen regelmäßig außerhalb der Saison in diese Regionen, interagieren mit Fans und Sponsoren, während der VfL Wolfsburg ebenfalls eine bedeutende Präsenz durch seinen Mutterkonzern Volkswagen vorweisen kann.

Ein chinesisches Team in der deutschen Liga?

Die Beziehung zwischen China und der Bundesliga nahm im vergangenen Monat eine weitere Entwicklung, als Pläne bekannt wurden, die chinesische U20-Mannschaft in die Regionalliga Südwest zu integrieren, was höchst unterschiedliche Reaktionen der Fans und Vereine nach sich zog. Diese Vorschläge kamen inmitten weiterer diplomatischer Gespräche auf politischer Ebene zwischen China und Deutschland. 

Zudem will der fußballverrückte Präsident Xi Jinping seine Nation zu einer fußballerischen Supermacht machen - und er hält Deutschland für den perfekten Partner, von dem man lernen kann. Aber was finden die Chinesen so attraktiv am deutschen Fußball?

"Die deutsche Art, Geschäfte zu tätigen ist sehr förderlich für die Entwicklung des chinesischen Fußballs", erklärt Simon Chadwick, Professor an der University of Salford in England und Experte für chinesische Geschäfte und Fußball. "Die Deutschen sehen das sehr bilateral", sagte er der DW. "Sie glauben, dass man sich gegenseitig helfen muss, wenn man erfolgreich arbeiten will. Man muss etwas Spürbares dazu beitragen. Das ist der chinesischen Denkweise sehr ähnlich."

Eine bilaterale Beziehung

China Fußball WM Qualifikation China - Südkorea (Foto: Getty Images/AFP/STR)
Pläne, Chinas U20 in der Regionalliga spielen zu lassen, werden in Deutschland kontrovers diskutiertBild: Getty Images/AFP/STR

Sollten die Bemühungen, das chinesische U20-Team zu integrieren, verwirklicht werden, erklärt Chadwick, würde China sehen, dass Deutschland aktiv seinen Beitrag dazu leistet, Fußball im Land zu fördern.

"Die Chinesen können mit ihrem U20-Team international Erfahrung sammeln, gegen stärkere Gegner spielen und verbesserte Trainingsmöglichkeiten bekommen", sagt er.

Im Gegenzug, glaubt Chadwick, befände sich Deutschland in einer besseren Verhandlungs-Position gegenüber China als zum Beispiel Großbritannien, wo die fernöstlichen Interessen der Fußballvereine skeptischer gesehen werden.

"In der chinesischen Wahrnehmung sind die britischen Interessen nur kurzfristiger und finanzieller Art, während die Deutschen ein längerfristiges und bilaterales Engagement bevorzugen. Die Chinesen empfinden diese Art von Deal als viel sympathischer und fühlen sich nicht ausgebeutet oder angegriffen. So dass Deutschland auch außerhalb des Fußballs in wirtschaftlicher Hinsicht gut positioniert ist. Man sieht die Deutschen als interessiert an der chinesischen Entwicklung und das führt zu einer pro-deutschen Stimmung in China."

Und so sind für die Chinesen Deutschlands Erfahrungen der Schlüssel, um eine nationale Fußball-Supermacht zu werden. Und mit dem Geld und den Ressourcen, die China zur Verfügung hat, wird es nicht lange dauern, bis man die Verbesserungen auf dem Platz auch sehen wird. Für Deutschland hingegen gehen die langfristigen Vorteile weit über den Fußball hinaus.