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Panik an der Börse Tokio

18. Januar 2006

Die Börse in Tokio hat zum ersten Mal in ihrer Geschichte vorzeitig geschlossen. Eine Betrugsaffäre hatte eine Welle von Panikverkäufen ausgelöst, die drohten das Computersystem zum Absturz zu bringen.

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Bild: dpa - Bildfunk
Mit der Schließung 20 Minuten vor Börsenschluss sollte ein Computerabsturz verhindert werden. Bis dahin hatte es mehr als vier Millionen Transaktionen gegeben. Nach Angaben von Börsenchef Taizo Nishimuro hat die Tokioter Aktienbörse eine Kapazität von maximal 4,5 Millionen Transaktionen. Hintergrund sind Berichte über eine Betrugsaffäre bei der Internet-Firma Livedoor, die eine Welle von Panikverkäufen auslösten. Zahllose Anleger stießen ihre Papiere ab, da sie fürchteten, in den Strudel eines Börsenskandals gezogen zu werden. Gegen das Unternehmen ermitteln Staatsanwaltschaft und Börsenaufsicht wegen des Verdachts, die Anleger mit falschen Angaben getäuscht zu haben. Die Aktien waren am Dienstag bereits um 14,4 Prozent eingebrochen, den maximal zulässigen Wert.

Der Nikkei-Index schloss am Mittwoch (18.1.2006) mit einem erneuten Minus von 2,9 Prozent. Bereits am Dienstag war der Index um 2,8 Prozent eingebrochen, nachdem bekannt geworden war, dass die Staatsanwaltschaft Büros von Livedoor durchsucht hatte. Die Livedoor-Aktien wurden am Mittwoch nach Medienberichten über eine Ausweitung der Ermittlungen vorübergehend vom Handel ausgesetzt.

Kapitalvernichtung von 250 Millionen Euro

Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index verlor zeitweise mehr als vier Prozent und schloss schließlich 2,94 Prozent - der größte Tagesverlust des Nikkei seit dem 18. April 2005. Der breiter gefasste Topix-Index gab um 3,49 Prozent 1575 Zähler nach. Damit erlebte die Tokioter Börse innerhalb der vergangenen drei Tage eine Kapitalvernichtung von gut 250 Milliarden Euro, was etwa dem Bruttoinlandsprodukt von Schweden entspricht.

Die Verluste könnten nach Einschätzung von Aktienexperten auch auf die am Dienstagabend (17.1.) vorgelegten Quartalszahlen des US-Chipherstellers Intel zurückzuführen sein, die schlechter als erwartet ausgefallen waren.

Wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo meldete, geht es bei den neuen Ermittlungen gegen Livedoor um den Vorwurf der Bilanzmanipulation, mit der Millionenverluste verschleiert worden sein sollen. Weder Staatsanwaltschaft noch Livedoor wollten die Meldung bestätigen. Das Unternehmen hat alle Vorwürfe bislang zurückgewiesen.

Livedoor bietet verschiedene Internetdienstleistungen an, einschließlich Beratung, Telekommunikation und Softwareentwicklung. Der 33jährige Firmenchef Takafumi Horie ist in Japan wegen seines unkonventionellen Auftretens und seiner häufigen TV-Präsens eine Berühmtheit. (kap/sams)