Papst besucht Gefängnis
17. Februar 2016Die Haftanstalten seien ein Anzeichen für den Zustand der Gesellschaft, sagte Papst Franziskus in Ciudad Juárez im Bundesstaat Chihuahua an der Grenze zu den USA. Dabei wies er der Gesellschaft eine Mitverantwortung für hohe Verbrechensraten zu. Sicherheitsprobleme ließen sich nicht durch Isolierung, Inhaftierung und Abschiebung lösen. Vielmehr müsse der "Teufelskreis aus Gewalt und Ausgrenzung" gebrochen werden, betonte Franziskus in der Stadt, in der sich das berüchtigte Sinaloa-Kartell lange Zeit einen blutigen Kampf mit dem Juárez-Kartell um die Vorherrschaft in der Region lieferte. Ciudad Juárez galt in den vergangenen Jahren zeitweise als die Stadt mit der höchsten Mordrate der Welt.
Franziskus klagte vor etlichen Häftlingen über eine "Wegwerfkultur" der Gegenwart. Dies sei "Anzeichen einer Kultur, die aufgehört hat, auf das Leben zu setzen und einer Gesellschaft, die ihre Söhne und Töchter Schritt für Schritt verlassen hat", betonte der 79-Jährige. Die Wiedereingliederung von Verurteilten in die Gesellschaft dürfe nicht erst im Gefängnis beginnen, sondern müsse in der Gesellschaft erfolgen, mahnte Franziskus. Prävention und Rehabilitierung müssten durch Bildung, Arbeit, Zugang zum Gesundheitssystem, Bürgerbeteiligung und öffentliche Freizeitangebote erfolgen.
Menschenrechtler kritisieren seit Jahren die Haftbedingungen in mexikanischen Gefängnissen als katastrophal. Erst vor einer Woche waren nach einem Streit zwischen Häftlingen in einer Anstalt des nördlichen Bundesstaates Nuevo León 49 Menschen ums Leben gekommen.
Zum Abschluss seiner Mexiko-Reise will der Papst eine Messe am Grenzzaun zwischen Mexiko und den USA feiern. Jedes Jahr versuchen Tausende Migranten aus Lateinamerika, über den Landweg die Grenze zwischen Mexiko und den USA zu passieren. Der Gottesdienst unter freiem Himmel soll auch live in ein Stadion der benachbarten US-Stadt El Paso im Bundesstaat Texas übertragen werden.
kle/stu (epd, dpa, kna)