"Die Welt braucht mehr Zärtlichkeit"
24. Dezember 2014Während seiner Predigt im Petersdom in Rom hob der Pontifex zugleich die Geduld Gottes hervor. In und vor der Basilika hatten sich Tausende Menschen versammelt, um den Worten des Papstes zuzuhören.
Mut und Zärtlichkeit
Die Christmette ist neben der päpstlichen Ansprache und dem Segen "Urbi et Orbi" am ersten Weihnachtsfeiertag der Höhepunkt der christlichen Weihnacht. Franziskus sagte in seiner Predigt: "Haben wir den Mut, mit Zärtlichkeit die schwierigen Situationen und die Probleme des Menschen neben uns mitzutragen, oder ziehen wir es vor, sachliche Lösungen zu suchen, die vielleicht effizient sind, aber der Glut des Evangeliums entbehren?"
Der 78-jährige Argentinier sprach von dem Licht, das mit der Geburt Jesu in die Welt gekommen sei. "Auch wir sind in dieser Heiligen Nacht durch die Finsternis, welche die Erde umhüllt, zum Haus Gottes gekommen." Gott kenne "keinen Wutanfall und keine Ungeduld. Er ist immer da, wie der Vater im Gleichnis vom verlorenen Sohn".
Kinder aus vieler Herren Länder
Kinder unter anderem aus Italien, Korea und den Philippinen - Länder, die der Papst bereist hat oder noch besuchen wird - hatten den Pontifex beim Einzug in den Petersdom begleitet und Blumen vor einer Figur des Jesuskindes niedergelegt.
Vor der Christmette hatte Franziskus mit mehreren Menschen telefoniert, die in einem Flüchtlingslager für verfolgte Christen im Nordirak leben. In dem Lager nahe der Stadt Erbil haben Tausende vor der Gewalt der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) Zuflucht gesucht. "Liebe Brüder, ich bin euch mit ganzem Herzen sehr, sehr nahe", betonte der Papst bei dem Telefonat mit den Flüchtlingen.
Am Donnerstag, dem ersten Weihnachtsfeiertag, spricht Franziskus um die Mittagszeit seine Weihnachtsbotschaft und er wird dann den Segen "Urbi et Orbi" (für die Stadt und für den Erdkreis) spenden. Das Ereignis wird weltweit im Fernsehen und Internet übertragen, Millionen sehen regelmäßig zu.
Der Papst hatte wenige Tage vor Weihnachten für Aufregung gesorgt, als er massiv gegen die Bürokratie und Machtversessenheit der römischen Kurie gewettert und 15 "Krankheiten" der Amtskirche aufgelistet hatte.
"Alzheimer und Machtgier"
Der Papst sagte, viele katholische Priester, Bischöfe und Kardinäle litten an "geistlichem Alzheimer". Zu den Krankheiten, mit denen der Kirchenstaat infiziert sei, gehörten "sozialer Exhibitionismus" und "Machtgier". Die Geistlichen seien von Gier und Egoismus getrieben, allzu viele Würdenträger seien Sklaven ihrer "Leidenschaften, Launen und Manien" und hielten sich für "unsterblich". Er bat um Hilfe dabei, eine Therapie für seinen kranken Kirchenstaat zu finden.
haz/det (kna, dpa, afp)