Papst Franziskus fordert Frieden in der Welt
31. März 2013Protokoll und Formalia sind dem stets bescheiden wirkenden Jesuiten aus Argentinien nicht wichtig. Die oft spontanen Begegnungen mit den Gläubigen stellen für seine Sicherheitsleute eine Herausforderung dar. Doch der neue Oberhirte der Katholiken lässt sich nicht abschirmen, er will ein Papst mitten unter Menschen sein.
So auch nach seiner ersten Ostermesse in Rom, zu der rund 250.000 Menschen gekommen waren: Franziskus fuhr im offenen Jeep über den Petersplatz, begrüßte die Gläubigen, nahm ein Fußballtrikot als Geschenk eines Besuchers entgegen und segnete zahlreiche Kleinkinder. Ungewöhnlich lange verharrte er bei einem behinderten Jungen, hielt ihn in Arm und küsste ihn auf die Wange. Für besonders schön gestaltete Plakate und Transparente gab es zwischen den üblichen Segensgesten ein herzliches "Daumen hoch" vom neuen Papst. Unkonventionell – das ist Papst Franziskus.
Frieden für Nahost, Afrika und Korea
Anschließend verkündete der neue Pontifex seine mit Spannung erwartete Osterbotschaft. Er verurteilte Egoismus, Profitgier und Menschenhandel und forderte ein Ende der Gewalt im Nahen Osten, in Afrika und auf der koreanischen Halbinsel. Wörtlich sagte Franziskus: "Christus ist unser Friede und durch ihn erbitten wir Frieden für die ganze Welt: Frieden für den Nahen und Mittleren Osten, besonders zwischen Israelis und Palästinensern, die Mühe haben, den Weg der Eintracht zu finden, auf dass sie mit Mut und Bereitschaft die Verhandlungen wieder aufnehmen, um einen Konflikt zu beenden, der schon viel zu lange dauert."
Mit Sorge beschrieb Franziskus die Situation in Afrika, das immer noch Schauplatz blutiger Konflikte sei, die das Leben Unschuldiger bedrohten. Die koreanische Halbinsel sei ein weiterer Krisenherd, bei dem Divergenzen überwunden und ein neuer Geist der Versöhnung heranreifen müsse, so der Papst. Zudem forderte er "Frieden im Irak, damit jede Gewalt endgültig ein Ende nehme und vor allem für das geschätzte Syrien: Für seine durch den Konflikt geschlagene Bevölkerung und für die zahlreichen Flüchtlinge, die auf Hilfe und Trost warten. Wie viel Blut ist da vergossen worden." Nachdenkliche Worte, die Franziskus in den letzten Tagen immer wieder anstimmt.
Papst im Gefängnis
Den Abendmahlgottesdienst am Gründonnerstag feierte der neue Pontifex nicht wie üblich in der Lateranbasilika, sondern im römischen Jugendgefängnis Casal del Marmo. Dort erinnerte er gemeinsam mit Häftlingen – 38 Männern und 11 Frauen – an das letzte Abendmahl Jesu. Berührungsängste mit gesellschaftlichen Außenseitern kennt Franziskus nicht: Schon als Erzbischof von Buenos Aires verbrachte er den Gründonnerstag mit Gefangenen, Kranken oder Armen.
Während der Messe wusch der Papst nach dem Vorbild Jesu zwölf jungen Inhaftierten unterschiedlicher Nationalitäten und Religionen die Füße. Unter den Auserwählten waren auch zwei Mädchen. Normalerweise nehmen Frauen an der rituellen Fußwaschung nicht teil.
Papst-Vorgänger Benedikt XVI. wählte dafür in der Regel Priester aus. Franziskus setzte sich darüber hinweg und erntete umgehend Kritik aus konservativen Kreisen. Am Ende griff Vatikan-Sprecher Federico Lombardi beschwichtigend ein und betonte, dass es sich um eine Ausnahme gehandelt habe.
Kreuzwegsprozession am Kolosseum
Am Karfreitag gedachte Franziskus während der traditionellen Prozession am römischen Kolosseum dem Leiden und Sterben Jesu Christi. Zu dem Kreuzweg, der an die vierzehn Leidensstationen Jesu erinnert, waren Zehntausende Menschen gekommen. In schlichter Soutane und weißem Mantel darüber verfolgte Franziskus die rund zweistündige Feier demütig und in Gedanken versunken. Am Ende sagte er zu den Gläubigen, dass Christen auf das Böse mit dem Guten antworten müssten, indem sie wie Jesus das Kreuz auf sich nehmen.
In seiner ersten Feier der Osternacht im Petersdom, bei der er am Samstagabend vier jungen Männern die Sakramente der Taufe und der Firmung spendete, ermutigte der Papst die Menschen zugleich, keine Angst vor Neuem und Unbekanntem zu haben, denn Gott überrasche die Menschen immer wieder.
“Urbi et orbi“ auf dem Petersplatz
Beim traditionellen Ostersegen "Urbi et orbi", der Stadt und dem Erdkreis, am Ostersonntag war er es selbst, der wieder einmal überraschte: Anders als seine Vorgänger sprach Franziskus die Ostergrüße nicht in verschiedenen Landessprachen, sondern lediglich auf Italienisch: "Liebe Brüder und Schwestern in Rom und auf der ganzen Welt: Frohe Ostern wünsche ich euch! Was für eine große Freude, euch diese Botschaft verkünden zu können: Christus ist auferstanden! Ich möchte, dass diese Botschaft in jedes Haus kommt, in jede Familie, insbesondere dorthin, wo es mehr Leid gibt, in die Krankenhäuser, die Gefängnisse", sagte der Papst von der Loggia des Petersdomes.
Durch zahlreiche Gesten und neue Akzente machte Franziskus in den Ostertagen deutlich, dass er eine andere, eine neue Kirche wolle: Ein Kirche der Verkündigung und Bescheidenheit anstatt der Selbstbezogenheit und Egozentrik. Und Franziskus legte Wert auf verständliche Glaubensbotschaften, so auch am Ostersonntag: "Christus ist für alle gestorben und auferstanden, diese Kraft der Auferstehung, dieser Durchgang aus der Knechtschaft des Bösen zur Freiheit des Guten muss sich zu jeder Zeit in den konkreten Räumen unseres Daseins, in unserem alltäglichen Leben verwirklichen."