Papst: Eltern dürfen Kinder schlagen
6. Februar 2015Es ist eine Äußerung, die Irritationen auslöst. Bei seiner Generalaudienz am Mittwoch, erklärte Papst Franziskus, solange es die Würde des Kindes nicht verletze, dürften Eltern ihre Kinder zur Strafe schlagen.
Bei der Generalaudienz ging es um die Rolle der Väter. Der Papst hatte gesagt, diese müssten in den Familien stärker präsent sein. Sie müssten die eigenen Kinder "korrigieren, ohne zu erniedrigen". Als Beispiel führte er einen Vater auf, der zu ihm gesagt habe: "Ich muss manchmal meine Kinder ein bisschen schlagen, aber nie ins Gesicht, um sie nicht zu erniedrigen." Franziskus kommentierte das Verhalten des Mannes mit den Worten: "Wie schön! Er weiß um den Sinn der Würde. Er muss sie bestrafen, aber tut es gerecht und geht dann weiter."
Hilfe beim Wachsen und Reifen?
Thomas Rosica, ein Mitarbeiter der Pressestelle im Vatikan, verteidigte die Aussagen des Papstes. Der Papst habe offensichtlich nicht davon gesprochen, einem Kind gegenüber grausam oder gewalttätig zu sein, sondern darüber "jemandem beim Wachsen und Reifen zu helfen". Rosica verwies auf den Umgang des Papstes mit Kindern. "Schauen Sie sich Papst Franziskus doch einfach an, wenn er mit Kindern zusammen ist und lassen Sie die Bilder und Gesten für sich selbst sprechen! Daraus etwas anderes ableiten zu wollen, enthülle laut Rosica ein größeres Problem bei denjenigen, "die einen Papst nicht zu verstehen scheinen, der eine Revolution der Normalität, der einfachen Sprache und der klaren Gesten eingeleitet habe".
"Gewalt gegen Kinder inakzeptabel"
Das Bundesfamilienministerium hingegen reagierte irritiert auf die Äußerungen des Papstes. Eine Ministeriumssprecherin unterstrich, es gebe kein "würdevolles Schlagen". Jegliche Gewalt gegen Kinder sei vollkommen inakzeptabel. Kinder hätten in Deutschland laut Gesetz ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Die Deutsche Bischofskonferenz enthielt sich einer Äußerung zu der Aussage des Papstes. Eine Sprecherin erklärte: "Wir kommentieren den Papst nicht."
Papst Franziskus hat bereits mit mehreren kontroversen Äußerungen für Aufsehen gesorgt. So sagte er zum Thema Familienplanung, um ein guter Katholik zu sein, müsse man sich nicht "wie die Karnickel vermehren". Ferner warnte er in den Anschlägen auf das französische Satire-Magazin "Charlie Hebdo" folgenden Debatte um die Meinungsfreiheit vor Beleidigungen anderer und verdeutlichte dies mit dem Satz : "Wenn mein Bekannter meine Mutter beleidige, dann erreicht ihn ein Faustschlag."
cw/rb (epd, dpa, ape)