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Glaube

Papst warnt vor totalitären Systemen

22. September 2018

Das Oberhaupt der katholischen Kirche nutzt seine Reisen oft, um politische Botschaften abzusetzen. Auch sein Besuch in Litauen bietet ihm da eine Gelegenheit - in Zeiten, in denen der Nationalismus um sich greift.

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Litauen Besuch Papst Franziskus
Der Papst wird in Vilnius von Jugendlichen begrüßtBild: Reuters/Vatican

Das baltische Land Litauen muss künftig nach den Worten von Papst Franziskus stärker als Brücke zwischen Ost- und Westeuropa dienen. Damit leiste das Land einen besonderen Beitrag für die Europäische Union, sagte der Papst zum Beginn seiner Baltikums-Reise in Vilnius. In seiner ersten Rede im Präsidentenpalast mahnte er dazu, Toleranz, Gastfreundschaft, Respekt und Solidarität lebendig zu halten. Diese Werte hätten Litauen erlaubt, als Nation zu wachsen und nicht unterzugehen.

Unfreiwillig Teil der Sowjetunion

Anlass der vier Tage langen Reise durch Litauen, Lettland und Estland ist, dass die drei Staaten vor 100 Jahren ihre Unabhängigkeit von Russland erklärten. Litauen wurde dann im Zweiten Weltkrieg abwechselnd von der Sowjetunion und Hitler-Deutschland besetzt. Nach Kriegsende war der Staat bis 1991 unfreiwillig Teil der Sowjetunion.

Litauen Präsidentin Dalia Grybauskaite und Papst Franziskus
Franziskus und die litauische Staatschefin Dalia Grybauskaite bei ihrer Zusammenkunft im PräsidentenpalastBild: Reuters/I. Kalnins

Ausdrücklich warnte der Papst vor totalitären Systemen und dem Auslöschen anderer Kulturen. "Schauen wir auf die Welt, in der wir leben, in der die Stimmen, die Spaltung und Konfrontation säen, immer lauter werden", sagte der Pontifex. Dabei wandte er sich gegen all jene, die glaubten, man müsse andere Kulturen beseitigen, auslöschen oder wegdrängen, um die Sicherheit und den Fortbestand einer Kultur zu gewährleisten.

Menschlichkeit als höchstes Gut

Staatspräsidentin Dalia Grybauskaite erinnerte in ihrer Begrüßung an die Vergangenheit des Landes, die durch Krieg und Besetzung geprägt wurde. Ein "starker Glaube" habe die Menschen in Litauen befähigt, Exil, Haft und das Leben in Partisanenbunkern über lange Jahre der Not zu bestehen. Ausdrücklich verwies Grybauskaite auch auf den Gedenktag für die Ermordung der litauischen Juden, der am Sonntag begangen wird. Unter dem nationalsozialistischen und stalinistischen Regime seien "viele aufgestanden, um Juden zu retten, weil sie Menschlichkeit als das höchste Gut ansahen".

Papst Franziskus besucht am Sonntag die Gedenkstätte des jüdischen Ghettos in Vilnius sowie das Museum der Besatzungen und des Freiheitskampfs. Zuvor feiert er in der westlich gelegenen Stadt Kaunas eine Messe unter freiem Himmel.

ml/jj (dpa, KNA, AFP)