Europa blickt nach Griechenland
25. Januar 2015Nach den letzten Umfragen vor der Wahl kann Syriza mit etwa 33,5 Prozent der Stimmen rechnen. Die regierende konservative Partei Nea Dimokratia von Ministerpräsident Antonis Samaras liegt bei 26,5 Prozent.
Mit diesem Ergebnis wäre Syriza zur Regierungsbildung voraussichtlich auf einen Koalitionspartner angewiesen. Erste Prognosen zum Wahlergebnis werden kurz nach Schließung der Stimmlokale um 18.00 Uhr MEZ erwartet.
Syriza will Schuldenschnitt
Die Wahl gilt als richtungsweisend für die künftige Spar- und Sozialpolitik des hoch verschuldeten Euro-Staates.
Syriza-Spitzenkandidat Alexis Tsipras will das mit Milliardensummen seiner Euro-Partner und des IWF vor der Staatspleite gerettete Griechenland zwar in der Euro-Zone halten. Er lehnt aber die Spar- und Reform-Auflagen der Gläubiger ab und fordert einen Schuldenerlass.
Die EU, der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Europäische Zentralbank (EZB), die sogenannte Troika, lehnen einen Schuldenschnitt allerdings entschieden ab. Griechenland steht bei seinen Geldgebern mit rund 240 Milliarden Euro in der Kreide. Die Arbeitslosigkeit lag 2014 im Schnitt bei mehr als 25 Prozent. Im Falle einer Konfrontation zwischen Athen und der Troika könnte es zu erheblichen Turbulenzen in der Währungsunion kommen. Einige Beobachter schließen sogar einen Austritt eines von Syriza geführten Griechenlands aus der Eurozone nicht aus.
Vier kleinere Parteien
Drittstärkste Kraft bei der Wahl dürfte nach den Umfragen die neue proeuropäische Partei To Potami (Der Fluss) mit etwa sieben Prozent werden. Sie käme eventuell als Koalitionspartner sowohl für Syriza als auch für die Nea Dimokratia infrage. Für die rechtsextremistische und rassistische Partei "Goldene Morgenröte" erwarten die Demoskopen etwa sechs Prozent der Simmen.
Laut Umfragen dürften auch die Kommunisten und die Sozialisten der PASOK mit 5,5 Prozent beziehungsweise fünf Prozent den Sprung ins Parlament schaffen. Die stärkste Fraktion profitiert von einer Besonderheit des griechischen Wahlrechts: Sie erhält zusätzlich 50 der 300 Sitze im Parlament.
wl/uh (dpa, afp, rtr)