Parlamentswahl im Iran beendet
26. Februar 2016Im Iran haben die Wahllokale geschlossen. Wegen des großen Andrangs wurde die Schließung mehrfach verschoben. Während des Tages hatten sich etwa in der Hauptstadt Teheran Schlangen vor den Wahlräumen gebildet.
Die Bürger stimmten indirekt auch darüber ab, ob Präsident Hassan Rohani seine Wirtschaftsreformen fortsetzen kann - und die Annäherung an den Westen, die im Zuge des internationalen Atomabkommens möglich wurde. Viele iranische Hardliner lehnen Rohanis Kurs ab.
Fast 5000 Kandidaten
Landesweit waren fast 55 Millionen Menschen zur Stimmabgabe aufgerufen. Nach erster Einschätzung könnte die Wahlbeteiligung über dem Wert von 64,2 Prozent liegen, der bei der Parlamentswahl vor vier Jahren erreicht wurde. Erste Ergebnisse sollen am Samstag vorliegen, aus der Hauptstadt Teheran mit ihren 15 Millionen Einwohnern in der Metropolregion jedoch erst nach drei Tagen.
Um die 290 Sitze im Parlament bewarben sich 4844 Kandidaten, darunter knapp 500 Frauen. Gewählt wurde auch der Expertenrat, der im Falle des Todes des geistlichen Oberhaupts Ayatollah Ali Chamenei dessen Nachfolger bestimmen würde.
60 Prozent nicht zugelassen
Der konservative Wächterrat hatte von den ursprünglich mehr als 12.000 Kandidaten rund 60 Prozent ausgeschlossen. Davon waren vor allem Bewerber aus dem Reformlager betroffen. Die verbliebenen Kandidaten aus diesem Lager verbündeten sich mit den Moderaten und gründeten die Liste "Hoffnung".
Dieses Bündnis wird vom früheren Vize-Präsidenten Mohammed-Resa Aref angeführt. Er äußerte die Hoffnung, das "Heldendrama von 2013" mit der Wahl Rohanis möge sich "wiederholen". Die Ex-Präsidenten Mohammed Chatami und Akbar Haschemi Rafsandschani riefen zur Wahl der Kandidaten aus dem Lager Rohanis auf, um dem "Extremismus" entgegenzutreten.
Nouripour: "Nicht besonders fair"
Der Grünen-Außenpolitiker Omid Nouripour warnte allerdings vor zu hohen Erwartungen an die Abstimmung. „Diese Wahlen sind nicht besonders fair“, sagte er der Deutschen Welle. „Das ist ja nicht die Liste derer, die tatsächlich zur Wahl antreten wollten.“
Durch den Ausschluss zahlreicher reformorientierter Kräfte gebe es „keine wirkliche Wahl“. Zum Teil hätten sogar reformorientierte Politiker, die schon einmal im Parlament gewesen seien, keine Erlaubnis zur Kandidatur bekommen.
jj/ml (dpa, afp, rtr)