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Patriotisches Popkonzert vor Obama-Amtseinführung

19. Januar 2009

Hunderttausende sind zum Konzert nach Washington gekommen, um dem künftigen 44. Präsidenten der USA zu zeigen: "Wir setzen auf Dich". Popgrößen und Schauspieler sorgten für einen stimmungsvollen, patriotischen Abend.

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Obama 3. von links) und seine Frau Michelle (ganz rechts) sangen zusammen mit dem designierten Vize-Präsidenten Joe Biden (zweite von links) und dessen Frau Jill hinter Panzerglas mit (Quelle: AP)
Obama und seine Frau Michelle sowie der designierte Vize-Präsident Joe Biden und dessen Frau Jill ließen sich von der Stimmung mitreißenBild: AP

Mit seinem Credo "Yes we can" hat er sich in die Köpfe der Amerikaner und der Menschen weltweit eingebettet. Nun dürfte ein weiteres hinzukommen: "We are one". So lautete das Motto eines zweieinhalbstündigen Konzerts am Lincoln Memorial in Washington am Sonntagabend (18.01.2009), das die Hoffnung auf die Erfüllung von Obamas Ideen, Einstellungen und Zielen widerspiegeln sollte.

Rock- und Popgrößen wie Bruce Springsteen, Stevie Wonder, Beyonce, U2, Sheryl Crow, Shakira, Jon Bon Jovi und Mary J Blige machten dem künftigen US-Präsidenten ihre Aufwartung ebenso wie Hollywood-Größen wie Denzel Washington, Tom Hanks, Jamie Foxx und Jack Black. Hunderttausende lauschten dicht gedrängt bei eisigen Temperaturen den Songs und der Rezitation von Texten zur Geschichte der USA.

Inspiriert von Abraham Lincoln

US-Schauspieler Denzel Washington im Mantel, hinter ihm die US-Flagge (Quelle: AP)
Denzel Washington rezitierte mit Tom Hanks Texte aus der amerikanischen GeschichteBild: AP

So spielte der afro-amerikanische Schauspieler Denzel Washington auf Martin Luther King jr. und seine berühmte Rede "I have a dream" an, die dieser am 28. August 1963 auf den Stufen des Lincoln Memorials gehalten hatte, das zu Ehren von Abraham Lincolns im 19. Jahrhundert errichtet wurde. "Wir stehen auf den Stufen des Großen Befreiers. Heute sind wir inspiriert von einem Mann, den wir zum 44. Präsidenten der USA gewählt haben", so Washington.

Obama hatte in den vergangenen Tagen wiederholt deutlich gemacht, dass er sich in seiner Politik vom früheren Präsidenten Lincoln inspirieren lässt. Am Wochende reiste er mit einem Sonderzug von Philadelphia nach Washington und folgte dabei der Route, die 1861 von Lincoln ebenfalls im Zug zurückgelegt worden war.

"Das Richtige tun"

Obama, der mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern gekommen war, nahm in seiner Ansprache auch Bezug auf King und dessen Rede. "Direkt vor uns liegt ein Wasserbecken, das immer noch den Traum eines (Martin Luther) King reflektiert, den Ruhm eines Volkes, das dafür marschiert ist und dafür geblutet hat, dass seine Kinder nach ihrem Charakter beurteilt werden (und nicht nach ihrer Herkunft)".

Obama an einem Rednerpult stehend, im Hintergrund die sitzende Statue seines großen Vorbilds, Abraham Lincoln (Quelle: AP)
Obama vor seinem großen Vorbild, Abraham LincolnBild: AP

Er stimmte die Massen aber gleichzeitig auf das ein, was kommt: "Im Laufe unserer Geschichte hat es nur eine Handvoll Menschen gegeben, die mit solchen ernsten Herausforderungen konfrontiert waren, wie wir jetzt. Unser Land ist im Krieg. Unsere Wirtschaft ist in der Krise". Es werde nicht leicht werden, mit diesen Herausforderungen fertig zu werden. Es werde sicher "mehr als einen Monat oder ein Jahr brauchen, es werde sicher mehrere Jahre dauern". Aber "vergesst nicht", so Obama, "der wahre Charakter unserer Nation zeigt sich nicht in einfachen Zeiten, sondern darin, dass wir das Richtige tun, wenn die Zeiten hart sind".

Bono ehrt Obama

U2-Frontsänger Bono (rechts) und Gitarrist The Edge (Quelle: AP)
U2 stahl Obama fast die ShowBild: AP

Patriotismus bestimmte auch die Song-Auswahl einiger Pop-Größen. Bruce Springsteen sang "This Land is Your Land", Beyonce "America the Beautiful". Die Show wurde Obama ein bisschen gestohlen von dem U2-Frontsänger Bono. Die irische Gruppe sang zunächst zwei Songs aus der Wahlkampagne Obamas, bevor der politische Aktivist unter minutenlangem Applaus das Wort ergriff.

In einer knappen Rede bezeichnete Bono den Sieg Obamas nicht nur als "amerikanischen Traum, sondern auch als irischen, europäischen, afrikanischen, israelischen und auch palästinensischen Traum". Und an den künftigen Präsidenten gerichtet, der hinter Sicherheitsglas saß, sagte er: "Was für eine Wonne für vier irische Jungs aus dem Norden Dublins, Ihnen, Sir, die Ehre zu erweisen".

Publikum begeistert

Beyonce singt am Lincoln Memorial (Quelle: picture-alliance / landow)
Beyonce sang "America the Beautiful"Bild: picture alliance / landov

Diese "wonnige" Stimmung herrschte auch bei den Zuhörern. Eine 17-jährige Studentin aus Ohio meinte, sowohl Obama wie Bono inspirierten sie, "ein besserer Mensch zu werden und dabei mitzuhelfen, die Welt in die von beiden angestrebte Richtung mithinzubewegen". Eine 28-Jährige, im achten Monat schwanger, gab an, sie sei sogar zu einem Kaiserschnitt bereit gewesen, um ihren Sohn am Dienstag (20.01.2009), dem Tag der Amtseinführung Obamas, zur Welt zu bringen. Nach reiflicher Überlegung würde sie sich nun aber damit begnügen, ihren Sohn Barack zu nennen.

Ein 61-Jähriger, der schon zur Rede Martin Luther Kings nach Washington gereist war, sagte, er sei tief bewegt, an diesen Ort zurückzukehren. Eine andere Zuschauerin bedauerte, dass King diesen Moment nicht mehr hatte miterleben können. Die Menschen harrten bei eisigen Temperaturen schon Stunden vor Beginn des Konzerts aus. Jedes Mal, wenn ein Hubschrauber auftauchte, schrien sie "Obama, Obama".

"Kein Messias"

Der Episkopal-Bischof von New Hampshire, Gene Robinson auf den Stufen des Memorials. Im Hintergrund rechts zwei US-Flaggen und eine Zuhörerin (Quelle: AP)
Der Episkopal-Bischof von New Hampshire, Gene RobinsonBild: AP

Die Erwartungen und Hoffnungen an den neuen Präsidenten sind hoch. Nach einer von der "New York Times" veröffentlichten Umfrage äußerten sich 79 Prozent "optimistisch für die vier Jahre, die mit Barack Obama als Präsident bevorstehen" - ein Wert, der von keinem seiner vier Vorgänger beim Amtsantritt erreicht wurde.

Der Episkopal-Bischof von New Hampshire, Gene Robinson, nahm in seiner Predigt vor Konzertbeginn die Hoffnungen der Menschen auf einen liberalen Präsidenten auf, der "gegen Diskriminierung von Einwanderern, Frauen, Farbigen, Schwulen und Lesben, Bisexuellen und Transsexuellen" sei. Robinson, der sich offen zu seiner Homosexualität bekennt, sagte aber auch ganz klar: "Unser neuer Präsident ist ein menschliches Wesen, kein Messias". (hy)