PEN klagt an: vermisst, verhaftet, ermordet
Zum "Writers in Prison Day" erinnert PEN International am 15. November an verfolgte Autoren und Journalisten weltweit. Auch 2015 präsentiert der Club Einzelschicksale von Honduras bis Thailand.
Ein Name auf der Caselist
Niemand weiß genau, wie viele Journalisten, Dichter und Schriftsteller weltweit hinter Gittern sitzen oder verschwunden sind. Die sogenannte "Caselist" des PEN-Clubs erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, aber mit Hunderten von Namen ist ein erschreckender Beweis dafür, wie schlecht es in vielen Ländern um die Meinungsfreiheit bestellt ist.
Khadija Ismayilova aus Aserbaidschan
Jahrelang wagte sich die Journalistin an Recherchen, die in dem autoritär regierten Land als Tabuthema gelten: So deckte sie auf, wie sich die Familie von Präsident Ilham Alijew an Staatsunternehmen bereicherte. Außerdem prangerte sie die vielen politischen Gefangenen in ihrer Heimat an. 2014 wurde die damals 38-Jährige wegen angeblicher Steuerhinterziehung zu siebeneinhalb Jahre Haft verurteilt.
Patiwat Saraiyaem und Porntip Mankong aus Thailand
Der Student und die Aktivistin wurden wegen Majestätsbeleidigung zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, weil sie in einem monarchiekritischen Theaterstück mitwirkten. Es spielt in einem fiktiven Königreich und wurde anlässlich des 40. Jahrestags der blutigen Niederschlagung von Studentenprotesten 1973 aufgeführt. Für Beleidigungen des Königshauses gibt es in Thailand bis zu 15 Jahre Haft.
Raif Badawi aus Saudi-Arabien
Im Juni 2012 wurde der Blogger zu zehn Jahre Gefängnis und 1000 Peitschenhieben verurteilt, weil er auf seinem Internetportal "Die saudischen Liberalen" den Islam beleidigt haben soll. Der Fall Badawi schlug international hohe Wellen: Das Europäische Parlament verlieh ihm dem Sacharow-Preis für Menschenrechte, weil er sich in dem repressiven Land für Meinungsfreiheit einsetzte.
Juan Carlos Argeñal Medina aus Honduras
Der TV-Journalist war bekannt für seine kritische Berichterstattung über die honduranische Regierung. Im Dezember 2013 wurde er im Alter von 43 Jahren von Unbekannten erschossen. Seine Familie geht davon aus, dass der schon vorher mehrfach bedrohte Argeñal Medina wegen seiner Recherchen über einen Korruptionsskandal der lokalen Behörden sterben musste. Bis heute ist der Mord nicht aufgeklärt.
Amanuel Asrat aus Eritrea
Der Dichter und Chefredakteur der Zeitung "Zemen" wurde 2001 aus seinem Haus verschleppt. Damals verhaftete die Polizei landesweit gleich mehrere Journalisten. Die Männer seien CIA-Spione und würden die Einheit des Landes gefährden, begründeten die Behörden ihr Vorgehen. Bis heute ist das Schicksal der Journalisten nicht geklärt. Asrat sitzt vermutlich im Hochsicherheitstrakt Eiraeiro.