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PEN-Preis für Journalistin aus Belarus

Olga Kapustina9. August 2012

Der diesjährige Herman-Kesten-Preis geht an die Oppositionelle Irina Chalip. Der Generalsekretär des deutschen PEN-Zentrums, Herbert Wiesner, würdigt im DW-Interview ihr Engagement für Demokratie.

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Portrait von Irina Chalip (Foto: DW)
Irina ChalipBild: DW/A.Smirnow

Herr Wiesner, warum wird Irina Chalip dieses Jahr mit dem Herman-Kesten-Preis ausgezeichnet?

Herbert Wiesner: Seit der Wahlfälschungsaffäre und seitdem dort so viele Menschen verhaftet worden sind, steht Belarus im Fokus der Aufmerksamkeit all derer, die an Menschenrechten und ihrer Durchsetzung interessiert sind. Insofern ist Belarus dem PEN sehr nahegerückt. Irina Chalip ist wirklich für ihre engagierten Reportagen bekannt. Wir kennen die Situation ihrer Verhaftung, die höchst dramatisch war - mitten aus einem Interview heraus. Nun steht sie unter Hausarrest, und wir wissen bis heute noch nicht, ob sie den Preis entgegen nehmen kann, ob sie überhaupt reisen darf.

Was werden Sie unternehmen, wenn Irina Chalip nicht zur Preisverleihung reisen kann, die am 11. November 2012 im Staatstheater Darmstadt stattfinden soll?

Wir haben ja leider schon eine Tradition des leeren Stuhls. Auch dem Chinesen Liu Xiaobo, der kurz darauf den Friedensnobelpreis bekam, haben wir 2010 den Kesten-Preis nicht überreichen können. Wir hatten versucht, seine Frau einzuladen, aber auch die steht unter Hausarrest und konnte nicht kommen. Es wird möglicherweise bei diesem leeren Stuhl bleiben.

Der Generalsekretär des deutschen P.E.N., Herbert Wiesner (Foto: Michael Reichel dpa/lth)
Herbert Wiesner verurteilt das Vorgehen der Behörden gegen die freie Journalistin Irina ChalipBild: picture-alliance/dpa

Welche Botschaft wollen Sie mit der Auszeichnung von Irina Chalip nach Belarus senden?

Die Botschaft muss im Sinne ihrer Reportagen und ihres Protestes gegen Wahlfälschung und undemokratisches Verhalten bei Wahlen verstanden werden: Natürlich ist es ein Protest gegen den Hausarrest und die Festnahme einer freien Journalistin. Natürlich ist es ein Protest gegen die Verletzung der Menschenrechte. So ist unser Herman-Kesten-Preis definiert und so vergeben wir ihn immer.

Die Korrespondentin der russischen Zeitung "Nowaja Gazeta" in Minsk setzt sich seit vielen Jahren für mehr Demokratie und Meinungsfreiheit in Belarus ein. Ihr Mann, Andrej Sannikow, war bei den letzten Präsidentschaftswahlen ein Gegenkandidat zu Alexander Lukaschenko. Der autoritär regierende Staatschef hatte bei der von Betrugsvorwürfen überschatteten Wahl knapp 80 Prozent der Stimmen erhalten und ließ die anschließenden Proteste gegen Wahlfälschung gewaltsam niederschlagen. Sannikow und Chalip wurden an jenem 19. Dezember 2010 festgenommen. Chalip wurde schließlich zu zwei Jahren Haft verurteilt, die sie jedoch erst in zwei Jahren antreten muss, wenn ihr Sohn schulpflichtig ist. Ihr Ehemann wurde wegen seiner Beteiligung an den Protesten gegen die umstrittene Wahl zu fünf Jahren Haft verurteilt. Er soll unter Folter gezwungen worden sein, ein Gnadengesuch an Lukaschenko zu unterzeichnen. Im Mai 2011 wurde er begnadigt und aus der Haft entlassen.