Pendlerin zwischen Filmwelten
26. September 2002Mit "Die Bourne Identität" hat Franka Potente auch in Hollywood den Durchbruch geschafft. Nachdem die Schauspielerin bereits in "Lola rennt" von Tom Tykwer international auf sich aufmerksam machte - und das kollektive Filmgedächtnis um eine unvergessliche rothaarige Heldin bereicherte -, hat Potente nun bereits zwei große Filme in den USA gedreht.
Keine zweite rote Lola
Viele deutsche Schauspieler wurden schon zu künftigen Hollywoodstars hochgeredet, zuletzt Til Schweiger. Aber bei den wenigsten hat es tatsächlich geklappt. In der Herrenriege haben sich mit Armin Müller-Stahl oder Jürgen Prochnow zumindest einige Schauspieler fest in US-Produktionen etabliert. Bei den Schauspielerinnen muss man wohl immer noch Marlene Dietrich nachtrauern. Kein Wunder, dass die Entertainment-Presse bei Potente ständig an Filmerfolge der Dietrich erinnert - vor allem an Hitchcocks "Die rote Lola". Aber Franka Potente hätte auch ohne diese Anspielung Erfolg gehabt.
Erst mal wenige Filmminuten
Potentes Karriere begann 1996: Für "Nach Fünf im Urlaub" von Hans-Christian Schmid bekam die Debütantin viel Lob; 1998 folgte Tom Tykwers "Lola rennt". Der Film wurde ein weltweiter Erfolg, besonders in den USA, und ebnete Potente den Weg nach Hollywood: 2001 spielte die 27-Jährige in "Blow" die krebskranke Freundin von Johnny Depp. Leider beschränkte sich diese Rolle noch auf wenige Filmminuten. Mit "Die Bourne Identität" ist es ihr besser ergangen: In ihrer ersten Hauptrolle in einer großen US-Produktion kann Potente zeigen, was sie kann.
Als Deutsche Marie Kreutz ist sie zusammen mit Jason Bourne, einem Top-Agenten mit Gedächtnisverlust, auf der Flucht quer durch Europa. Ihrem Filmpartner Matt Damon steht Potente in nichts nach und füllt ihren anspruchsvollen Part absolut überzeugend aus. Regisseur Doug Liman hat aus der Thriller-Vorlage von Robert Ludlum einen internationalen Film gemacht: Unter anderem in Prag (als Zürich), Paris und Italien gedreht, spielen neben Potente auch weitere Nicht-US-Schauspieler mit. Einen "Europudding" muss man sich deshalb nicht vorstellen: "Die Bourne Identität" ist moderne, actionreiche Hollywood-Unterhaltung mit einem muskelbepackten Agenten in der männlichen und einer Charakterfrau in der weiblichen Hauptrolle.
Filmbühnen frei für Franka Potente
Dass ein amerikanischer Film mit dieser Produktionsgeschichte dennoch besonders den europäischen Markt im Blick hat, ist klar. Nachdem "The Bourne Identity", so der Originaltitel, in den USA seit Juni fast 120 Millionen Dollar eingespielt hat, eröffnete der Film nun Anfang September in Großbritannien und nun in Deutschland. Der 75 Millionen Dollar teure Film ist somit bereits ein finanzieller Erfolg; einer weiteren internationalen Karriere Potentes steht damit nichts im Weg.
Auch wenn das Ende von "Die Bourne Identität" durchaus einen zweiten Teil nahe legt, ist Franka Potente erst mal weiter gezogen. In der US-Produktion "Try 17" spielt sie mit dem "Herr der Ringe"-Star Elijah Wood. Und für den britischen Regisseur Peter Greenaway drehte sie kürzlich "The Tulse Luper Suitcases" - an der Seite von Kathy Bates, William Hurt und Madonna.
Dem deutschen Film bleibt Potente trotzdem weiterhin treu: In "Anatomie 2", der Fortsetzung des Erfolgsfilms von 2000, wird sie in einer Gastrolle zu sehen sein. Und derzeit steht sie in der deutschen Produktion "Blueprint" für Rolf Schübel vor der Kamera.